Dokumentation Schwule Küsse und schwarze Raben: Die „Lindenstraße“ als Spiegel der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte

Videoaufzeichnung des Podiumsgesprächs mit Mitgliedern des „Lindenstraße“-Ensembles im Artheater Köln

Information

Zeit

11.04.2021

Mit

Georg Uecker, Sara Turchetto, Cosima Viola, Gunnar Solka, Dr. Marcel Bois

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kultur / Medien

Bild: WDR

Schließlich ging sie doch zu Ende: Im März 2020 wurde nach mehr als 34 Jahren die letzte Folge von Deutschlands ältester Fernsehserie ausgestrahlt. Seit 1985 versuchte die „Lindenstraße“ bundesrepublikanische Realität abzubilden: Jahrelang wachte Hausmeisterin Else Kling über Sitte und Anstand im Haus Nr. 3, servierte Vasily im „Akropolis“ Gyrosteller und verbrannten Mutter Beimer jedes Jahr zu Weihnachten die Rabenkekse.

Doch die „Lindenstraße“ war immer mehr als eine gewöhnliche Soap, die Macherinnen und Macher wagten sich stets auch an gesellschaftlich brisante Themen. Als die Serie 1987 den ersten schwulen Kuss im deutschen Fernsehen zeigte, erhielten die beiden Darsteller anschließend Morddrohungen. In den 1990er Jahren gründete Altnazi Onkel Franz die Partei „Patrioten für Deutschland“, mehrfach wurde das Schicksal von Geflüchteten in der Serie thematisiert. Zuletzt kämpften die Bewohnerinnen und Bewohner der Lindenstraße gegen die Gentrifizierung ihres Viertels.

Aber geht das: Politisch sein und gleichzeitig unterhalten? Kann das Unterhaltungsformat Fernsehen so auf Zuschauerinnen und Zuschauer einwirken, dass sie zu mündigen, Haltung zeigenden Subjekten werden? Was hat den Erfolg ihres gesellschaftskritischen Ansatzes ausgemacht, der ja über die gesamte Ära beibehalten wurde? Kann man überhaupt messen, inwiefern die „Lindenstraße“ zur Politisierung und zur Problemsensibilisierung beigetragen hat? Und: Wie spiegelte sich bundesrepublikanische Geschichte in der Serie wider?

Diese und andere Fragen diskutierten wir am 11. April 2021 beim Podiumsgespräch im Artheater Köln mit:

  • Georg Uecker, Schauspieler. In der „Lindenstraße“ verkörperte er seit 1986 die Figur Carsten Flöter.
  • Sara Turchetto, Schauspielerin. Sie gehörte dem „Lindenstraßen“-Ensemble seit 1998 an und spielte dort die Rolle der Marcella Varese.
  • Cosima Viola, Schauspielerin. In der „Lindenstraße“ war sie seit 2001 Jaqueline „Jack“ Aichinger.
  • Gunnar Solka, Schauspieler. Er spielte in der „Lindenstraße“ seit 2004 den Friseur Peter „Lotti“ Lottmann.
  • Dr. Marcel Bois ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Privat verfolgte er die „Lindenstraße“ viele Jahre lang.
  • Moderation: Dr. Salvador Oberhaus ist Historiker, „Lindenstraße“- Augenzeuge der ersten Stunde, und stellvertretender Leiter des nordrhein-westfälischen Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gemeinsam mit Marcel Bois verfasste er im vergangenen Jahr einen Nachruf auf die „Lindenstraße“, der hier nachzulesen ist.
Aufzeichnung der Liveübertragung

Die „Lindenstraße“ als Spiegel der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte – Podiumsgespräch

Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz, Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg und des Artheater Köln. Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.