Nachricht | Deutsche / Europäische Geschichte Die „Lindenstraße“ als Spiegel der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte

Podiumsgespräch mit dem Lindenstraßen-Ensemble

Nun geht sie doch zu Ende: Am 29. März 2020 wird nach mehr als 34 Jahren die letzte Folge von Deutschlands ältester Fernsehserie ausgestrahlt. Seit 1985 versuchte die „Lindenstraße“ bundesrepublikanische Realität abzubilden: Jahrelang wachte Hausmeisterin Else Kling über Sitte und Anstand im Haus Nr. 3, servierte Vasily im „Akropolis“ Gyrosteller und verbrannten Mutter Beimer jedes Jahr zu Weihnachten die Rabenkekse.

Doch die „Lindenstraße“ war immer mehr als eine gewöhnliche Soap, die Macherinnen und Macher wagten sich stets auch an gesellschaftlich brisante Themen. Als die Serie 1987 den ersten schwulen Kuss im deutschen Fernsehen zeigte, erhielten die beiden Darsteller anschließend Morddrohungen. In den 1990er Jahren gründete Altnazi Onkel Franz die Partei „Patrioten für Deutschland“, mehrfach wurde das Schicksal von Geflüchteten in der Serie thematisiert. Zuletzt kämpften die Bewohnerinnen und Bewohner der Lindenstraße gegen die Gentrifizierung ihres Viertels.

Aber geht das: Politisch sein und gleichzeitig unterhalten? Kann das Unterhaltungsformat Fernsehen so auf Zuschauerinnen und Zuschauer einwirken, dass sie zu mündigen, Haltung zeigenden Subjekten werden? Was hat den Erfolg ihres gesellschaftskritischen Ansatzes ausgemacht, der ja über die gesamte Ära beibehalten wurde? Kann man überhaupt messen, inwiefern die „Lindenstraße“ zur Politisierung und zur Problemsensibilisierung beigetragen hat? Und: Wie spiegelte sich bundesrepublikanische Geschichte in der Serie wider?

Diese und andere Fragen werden bei dem Podiumsgespräch unter dem Titel "Schwule Küsse und schwarze Raben: Die „Lindenstraße“ als Spiegel der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte" mit Ensemble-Mitgliedern und einem Historiker am 1. April 2020 im arttheater Köln diskutiert. Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW. Der Eintritt ist frei.

Podiumsgespräch mit:

  • Georg Uecker ist Schauspieler. In der „Lindenstraße“ verkörperte er seit 1986 die Figur Carsten Flöter.
  • Sara Turchetto ist Schauspielerin. Sie gehörte dem „Lindenstraßen“-Ensemble seit 1998 an und spielte dort die Rolle der Marcella Varese.
  • Gunnar Solka ist Schauspieler. Er spielt in der „Lindenstraße“ seit 2004 den Friseur Peter „Lotti“ Lottmann.
  • Hermes Hodolides ist Schauspieler. In der „Lindenstraße“ war er von der ersten bis zur letzten Folge der griechische Gastwirt „Vasily Sarikakis“.
  • Dr. Marcel Bois ist Historiker. Privat verfolgt er die „Lindenstraße“ schon seit vielen Jahren.

Moderation:

  • Dr. Salvador Oberhaus ist Historiker und stellvertretender Leiter des Regionalbüros Nordrhein-Westfalen der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Der ursprünglich geplante Termin (1. April) soll im voraussichtlich im September nachgeholt werden.

Veranstaltungsort: artheater Köln, Ehrenfeldgürtel 127, 50823 Köln
Der Eintritt ist frei.