Nachricht | Hörner: Frauen am Bauhaus Dessau; Berlin 2025

Avantgarde und Patriarchat an der berühmten Kunstschule

Information

Seit dem 100. Jubiläum der Gründung des Bauhaus 2019 ist im Zuge einer Erweiterung der Perspektiven auf diese bekannte Kunstschule vermehrt auch die Situation von Frauen in den Blick genommen, erforscht und zum Gegenstand von etlichen Publikationen geworden. 1925 zog das Bauhaus von seinem Gründungsort Weimar nach Dessau um, dies ist jetzt wieder Anlass für allerlei Jubiläumsaktivitäten. Hörners Büchlein reiht sich hier hier ein.

Hörner erzählt vor allem am Beispiel von neun mehr oder minder prominenten Frauen vom Leben am Bauhaus: Lucia Moholy-Nagy und Gertrud Arndt machten sich als Fotografinnen einen Namen, Anni Albers und Gunta Stölzl waren Textilkünstlerinnen und beide auch Bauhausmeisterinnen (Stölzl sehr lange, Albers hingegen nur ein Semester). Die anderen fünf sind Ise Gropius, Lily Klee, Lou Scheper, Elsa Muche und Julia Feininger. Fast alle von ihnen lebten in den sogenannten Meisterhäusern, die für die Bauhausmeister erbaut worden waren. Sie werden vor allem anhand ihrer Biographie skizziert, auch nach ihrem Weggang vom Bauhaus, der für viele bekanntermaßen ins Exil führte. Im Privatleben mussten sie sich in Dessau damit auseinandersetzen, dass ihre Männer nicht immer so fortschrittlich handelten und dachten, wie es von außen her den Anschein haben konnte. Gunta Stölzl wurde im Vergleich zu den anderen Bauhausmeistern regelrecht diskriminiert, was z.B. Entlohnung und ihre Arbeitsbedingungen am Bauhaus angeht. Alle anderen waren Partnerinnen von Künstlern, die am Bauhaus beschäftigt waren, und schon über ihre berufliche Position anders situiert waren.

Das Büchlein liest sich sehr flüssig, es ist für ein nicht-akademisches Publikation gedacht. Wer sich mit dem Bauhaus, den Frauen und den patriarchalen Strukturen dort schon beschäftigt hat, wird in ihm nichts wirklich Neues finden. Hörner, die eine ansehnliche Reihe von Frauenbiographien verfasst hat, hat dem Thema aber durch die Anlage des Bandes und den Publikationsort eine Reichweite über Fachkreise hinaus verschafft.

Unda Hörner: Frauen am Bauhaus Dessau. Von Anni Albers bis Gunta Stölzl; Verlag Ebersbach und Simon, Berlin 2025, 144 Seiten, 20 Euro