Am 25. Januar 2019 stellten die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Bundestagsfraktion DIE LINKE die aktuelle Untersuchung «Beschäftigte zweiter Klasse? Gute Arbeit auch für Freie» im Salon vor. Sie befasst sich mit der sozialen Lage freier Mitarbeiter*innen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. An der Umfrage von Langer Media Consulting beteiligten sich 2201 freie Mitarbeiter*innen.
«Ich brauche immer mehrere Jobs», zitiert einer mehrerer Schauspieler*innen zu Beginn die Befragten. Danach folgten Impulse von Doris Achelwilm (MdB, medienpolitische Sprecherin Bundestagsfraktion DIE LINKE) und Heiko Hilker (Medienexperte, Dresdner Institut für Medien, Bildung und Beratung). Kontrovers diskutierten anschließend Vertreter*innen von Rundfunkanstalten und Freien Mitarbeiter*innen miteinander und dem Publikum.
Studie und Diskussion zeigen: Freie Mitarbeiter*innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind deutlich schlechter gestellt als Festangestellte.
«Die Freien stemmen einen Großteil des Programms […]», sagt der ARD-Freienrat in Bezug auf die Studie. Von etwa 42 000 Beschäftigten machen sie mit 19 000 fast die Hälfte aus. Allerdings fühlen sich 94 Prozent der Befragten gegenüber Festangestellten benachteiligt. Freie müssen mit Wochenend- und Feiertagsdiensten rechnen, sind sozial schlechter abgesichert als Festangestellte und haben zum Teil nur einen unzureichenden Kündigungsschutz. 70 Prozent der Befragten würden lieber fest für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten. Zwei von drei Freien erhalten für die gleiche Arbeit weniger Geld. Frei ist dabei nicht gleich frei. Sie teilen sich wiederum in rund 13 400 «arbeitnehmerähnliche Personen» mit Tarifvertrag und sonstige freie Mitarbeiter*innen auf. Letztere sind dabei nicht exakt zu beziffern. In der Folge kann dieselbe Anstalt die gleiche Arbeit sogar drei Mal unterschiedlich vergüten.
Die Studie trifft einen Nerv. «Unser Beratungsalltag spiegelt genau das wider, was die Studie zutage befördert hat», sagt Dagmar Bednarek, gewählte Freienvertreterin beim RBB. Gegenüber dem inforadio rbb betonte sie, dass auch freie Mitarbeiter*innen in Personalräte gehörten. Der ARD-Freienrat begrüßt, dass es endlich eine solide Untersuchung gebe. «Die Gerechtigkeit zwischen Beschäftigten muss diskutiert werden», sagt Doris Achelwilm, medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE.
Gute Arbeit auch für Freie
Mit deutschlandweit über 30 Tarifverträgen und mindestens zwölf Honorarrahmen für den öffentlichen Rundfunk herrscht laut taz ein «Flickenteppich unterschiedlichster Arbeitsregelungen». Unter diesen Umständen können freie Mitarbeiter*innen ihre Interessen kaum durchsetzen.
Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk leiden Beschäftigte unter dem zunehmenden Kostendruck. Das spüren insbesondere freie Mitarbeiter*innen. Mehr als die Hälfte der Befragten kann ihren Lebensunterhalt nicht vollständig vom Einkommen bestreiten. 47,7 Prozent halten ihre Vergütung nicht für angemessen. Viele müssen sich daher etwas zuverdienen: Fast ein Drittel der Befragten ist neben der Tätigkeit beim Rundfunk noch auf einen anderen Job angewiesen.
Und auch bei den Öffentlich-Rechtlichen gilt: Je weiblicher, desto weniger Verdienst. Nicht etwa weil im Rundfunk Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer. Allerdings kommen auch hier Geschlechterdimensionen zum Tragen, die zur Folge haben, dass am Monatsende Frauen doch im Schnitt um die 20 Prozent weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Warum? Weil sie teilzeitabhängiger sind, weil sie mitunter nicht so flexibel sind aufgrund von Familie- und Sorgeaufgaben und dergleichen mehr.
Freie Mitarbeiter*innen der Rundfunkanstalten verdienen mehr Anerkennung, Rechte und Geld.
Nathanael Häfner