«Druckluft» – Ein Comic im Kontext von Antifa, Punk und Subkultur

Am Ostermontag 2005 wurde der antifaschistische Punk Thomas Schulz, aka Schmuddel, von einem rechtsradikalen Mitglied der Skinheadfront Dortmund-Dorstfeld in der U-Bahn-Station Kampstraße in Dortmund erstochen. Zum 17. Jahrestag seiner Ermordung ist dieser Comic erschienen. «Druckluft. Eine Geschichte vom Erinnern und Kämpfen» ist Schmuddel und den anderen Mordopfern rechter Gewalt in Dortmund gewidmet.

Hass wurde in unserer Schule durch rechtsradikale Propaganda mit ihren Verschwörungserzählungen gesät. Hass, der nachher zu Gewalt wurde. Daher finde ich es heute sehr wichtig, mit Comics politische Bildungsarbeit gegen den Hass zu gestalten. Bilder sagen oft mehr als Worte — und Bilder mit Worten sind Comics.

 
Nils Oskamp, Graphic-Novel-Autor, im Vorwort

«Druckluft» erzählt eine fiktive Geschichte, deren reale Bezugspunkte die Schicksale von Opfern rechter Gewalt in Dortmund bilden: der Punk Thomas »Schmuddel« Schulz, 2005 erstochen von einem rechtsextremen Schläger; Mehmet Kubaşık, 2006 ermordet vom NSU; im Jahr 2000 die Polizeibeamt:innen Thomas Goretzky, Yvonne Hachtkemper und Matthias Larisch von Woitowitz, erschossen von einem Neonazi. Ihnen setzen Heiko Koch und Patrick MacAllister ein Denkmal und verweisen eindringlich auf die Bedeutung von differenzierter Erinnerungsarbeit in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit Ideologien, Akteur:innen und Strukturen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Zugleich richten sie den Blick nach vorn und fragen: Wie kann sich jede:r Einzelne heute und zukünftig stark machen gegen rechte Gewalt und Erzählungen. Der Band liefert dafür kein Patentrezept, zeigt aber: Es gilt, sich zu politisieren, Haltung zu entwickeln, sich zu solidarisieren und aktiv zu werden.

In diesem Sinne wurde «Druckluft» nicht nur als rasante Geschichte in einer jugendlichen Erlebniswelt im Kontext von Antifa, Punk und Subkultur entwickelt, sondern auch als Material für politische Bildungsarbeit mit jungen Menschen konzipiert, das zur Selbstreflexion und zur Suche nach dem eigenen politischen Standpunkt einladen soll.

Der Comic ist auf Anregung von Heiko Koch, dem Autor der Geschichte, in einem spannenden kollaborativen Prozess bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin und Nordrhein-Westfalen entstanden. Ohne die intensive Mitarbeit von Torsten Hesse und Matthias Höhne in Redaktion und Lektorat sowie last but not least die künstlerische Umsetzung durch Patrick MacAllister hätte der Band nicht entstehen können. Ihnen sei ebenso herzlich gedankt wie den Kolleg:innen Lucie Billmann und Friedrich Burschel in der Stiftung. Danken möchte ich auch den Menschen im Ventil Verlag, die sich von unserer Geschichte überzeugen ließen und eine Veröffentlichung in Buchform überhaupt erst ermöglicht haben.

Salvador Oberhaus, stellv. Büroleiter Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen, im Vorwort

Zum Buch

«Druckluft – Eine Geschichte vom Erinnern und Kämpfen»

Eine Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Ventil Verlags nach einer Idee von Heiko Koch

Dortmund, eine Frühlingsnacht: Beim Sprayen wird die junge Punkerin Paula von rechten Schlägern überrascht – kein Wunder, immerhin hat sie sich für ihre Aktion den stadtbekannten Nazikiez ausgesucht. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd entkommt sie nur knapp mit der Hilfe eines unbekannten Mopedfahrers. Der stellt sich später als Francesco vor und scheint beeindruckt von Paulas Wagemut, allein in der rechten Hochburg zu sprayen. Bald darauf treffen sie sich bei einer Ska-Party wieder, zu der sich auch Paulas verkopfter Bruder Jonas und die Kampfsportlerin Lan Dai gesellen. Die Gruppe feiert, tanzt und flirtet ausgelassen und ist sich bei allem Spaß schnell einig: Man muss was tun gegen diese Nazis, ihnen zeigen, dass die Stadt nicht ihnen gehört. Und es dauert nicht lang, bis eine Reihe von Ereignissen sie zum Handeln zwingt.

Idee & Autor

Heiko Koch las schon in den 70er-Jahren Comics unter der Bettdecke und ist seitdem treuer Fan. Er ist Mitbegründer und Autor diverser antifaschistischer Zeitungen, engagiert sich als Teamer und Dozent gegen Rechtsextremismus und ist als Sozialpädagoge sowie systemischer Berater tätig.

Zeichnungen

Patrick MacAllister zeichnet seit seinem achten Lebensjahr Comics. Nach einem Grafikstudium konzentrierte er sich aufs Illustrieren und ist seitdem in unterschiedlichsten Bereichen tätig. Parallel schreibt und zeichnet er eigene Geschichten und ist auch als Dozent tätig.

«Druckluft – Eine Geschichte vom Erinnern und Kämpfen»
Heiko Koch (Text) / Patrick MacAllister (Zeichnungen)
1. Auflage April 2022
64 Seiten
15,00 Euro (D)
ISBN 978-3-95575-172-2

Der Comics ist ein gemeinsames Projekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Berlin) und des Ventil Verlags.

Der Comic ist im Webshop des Ventil Verlags (portofrei innerhalb Dtl.) und im Buchhandel erhältlich.

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags.

Pressestimmen

«Toller Comic mit eindeutiger Botschaft, den man in Dortmund als Schulstoff behandeln sollte.»
kulturexpresso.de