Dokumentation Kann der Markt den Sozialismus retten?

Buchvorstellungen mit Felix Wemheuer und Isabella Weber

Information

Zeit

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kapitalismusanalyse, Wirtschafts- / Sozialpolitik, Osteuropa, China

Der klassische Staatssozialismus scheiterte nicht zuletzt auf ökonomischem Gebiet. Das sowjetische Modell der zentralen Planwirtschaft konnte weder die wachsenden Konsumbedürfnisse der Bevölkerung befriedigen, noch auf die technologischen Herausforderungen aus dem Westen reagieren. Politische Legitimationskrisen der Herrschaft der Kommunistischen Parteien waren seit Mitte der 1950er die Folge.

Nicht wenige Parteikader und ÖkonomInnen des Ostens sahen daher bereits in den 1960er-Jahren marktsozialistische Wirtschaftsreformen als mögliche Lösung der Probleme. Dabei knüpften sie auch an die sowjetische «Neue Ökonomische Politik» (1921–1928) an. Man diskutierte die Einführung von Marktelementen, die Liberalisierung von Preisen, Dezentralisierung der Planung und die Autonomie für Betriebe. Eine wichtige Rolle spielten die Reformversuche des jugoslawischen Modells unter Tito, das «Neue System der Planung und Lenkung» in der DDR sowie die «sozialistische Marktwirtschaft» der Volksrepublik China.

In den 1980ern stritten die chinesischen Kader und ÖkonomInnen, ob das ökonomische System durch graduelle Reformen oder eine «Schocktherapie» umgebaut werden sollte. Im Unterschied zu den gescheiterten Wirtschaftsreformen in Osteuropa leitete die «Reform und Öffnung» Chinas Aufstieg zur Weltmacht ein.

Felix Wemheuer und Isabella Weber diskutieren anhand ihrer neuen Buchveröffentlichungen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Wirtschaftsreformen in Osteuropa und China sowie deren gegenseitige Beeinflussung. In wirtschaftlicher Hinsicht waren die Reformen in China extrem erfolgreich. Doch musste bei der Einführung von Marktelemente der Sozialismus auf der Strecke bleiben? Sollten Markt und Plan als Gegensätze gedacht werden oder sind beide in eine post-kapitalistische Gesellschaft integrierbar?

Kann der Markt den Sozialismus retten? Buchvorstellungen mit Felix Wemheuer und Isabella Weber

Autor*innen:

  • Dr. Felix Wemheuer ist Professor für Moderne China-Studien an der Universität zu Köln. Zu seinen Veröffentlichungen gehören «A Social History of Maoist China» sowie «Marktsozialismus: Eine kontroverse Debatte» (2021). Von 2000 bis 2002 studierte Wemheuer am Institut der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas an der Volksuniversität in Peking.
  • Dr. Isabella Weber ist Assistant Professor of Economics at the University of Massachusetts, Amherst. 2021 erschien ihr Buch «How China Escaped Shock Therapy: The Market Reform Debate» zu den Diskussionen der chinesischen ÖkonomInnen um die Wege der Wirtschaftsreformen in China der 1980er.

Die Veranstaltung vom 30. Juni 2021 wurde organisiert vom Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis Sülz-Klettenberg in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.