Ziel der internationalen Konferenz war es, den Spuren und den verschlungenen Pfaden der Wirkung von Karl Marx und Friedrich Engels in Lateinamerika nachzugehen und vor allem nach der Aktualität von Friedrich Engels in emanzipatorischen Projekten und Praktiken zu fragen. Die Konferenz fand aufgrund der Corona-Pandemie im Hybrid-Format an der Bergischen Universität Wuppertal mit 50 Teilnehmenden und weiteren digital zugeschalteten Referent*innen wie Teilnehmenden statt.
Dabei ging es am ersten Tag zum einen um die Rolle des Marxismus / Engelsismus und dessen gesellschaftliche Rezeptionsbedingungen in Lateinamerika, zum anderen um die Frage, ob und wie sich die lateinamerikanischen Realitäten mit Marx / Engels verstehen lassen. Am zweiten Tag standen die Attraktivität und Wirkung sozialistischer Ideen, die vielfältigen sozialistischen Bewegungen und Realexperimente sowie das fortgesetzte Scheitern des Sozialismus in Lateinamerika im Mittelpunkt der Debatte. Im Rahmen der Konferenz bestand zudem die Möglichkeit, auf den Spuren von Engels in Wuppertal zu wandeln und sein historisches Wirken vor Ort kennen zu lernen.
Flankiert wurde die zweitägige Konferenz durch eine öffentliche Podiumsdiskussion in der City-Kirche mit dem Blick auf jüngste Erfahrungen, insbesondere dem utopischen Gehalt jüngerer Sozialbewegungen wie der feministischen „Ni una menos“-Bewegung oder den sozialen Protesten des Jahres 2019 und das oft ambivalente Verhältnis utopischer Entwürfe zum Staat. Unter Leitung von Ulrich Brand (Wien) diskutierten Verónica Gago (Buenos Aires), eine der Gründerinnen der feministischen „Ni una menos“-Bewegung, Raúl Zelik (Berlin) und Aaron Tauss (Medellín) über die Problematik des Rohstoff-Extraktivismus, der von Covid-19 verursachten Verschuldung der Haushalte und die Kontrolle über Körper und Territorien.
Die Konferenz fand im Rahmen des Jubiläumsprogramms der Stadt Wuppertal „Engels 2020 – Denker, Macher, Wuppertaler“ anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Engels statt. Sie wurde organisiert durch die AG Lateinamerika der Bergischen Universität Wuppertal (Prof. Dr. Peter Imbusch / Prof. Dr. Matei Chihaia) und das Informationsbüro Nicaragua e.V. (Klaus Heß) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Der in 2021 mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW vom Informationsbüro Nicaragua herausgegebene gleichnamige Band versammelt 18 Beiträge der Konferenz.
Tagungsberichte
Tagungsbericht vom Informationsbüro Nicaragua e.V.
Tagungsbericht im ADLAF-Newsletter 09/2020, Seite 4
Video-Mitschnitte
„Strategische Herausforderungen für soziale Bewegungen, Praxis der Selbstorganisation und postkapitalistische Politik“
Gespräch mit Raúl Zibechi, bekannter Aktivist und Publizist aus Uruguay, und Annette von Schönfeld, Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Río de Janeiro
„Arbeitsbedingungen in der Maquila-Industrie und gewerkschaftliche Strategien“
Sandra Ramos beschreibt (spanisch, deutsche Untertitel) die Entwicklung der Maquiladora Industrie (Weltmarktfabriken) in Nicaragua, die fehlenden Arbeitsrechte der meistens weiblichen Belegschaft und die Auswirkungen auf die Wirtschaft
„Feministische Agenda für Post-Corona“
In ihrem Beitrag (spanisch) fasst die bekannte Feministin Verónica Gago ihre Vorschläge für eine feministische Strategie angesichts der COVID19-Pandemie zusammen. Die Übersetzung - deutsche Transkription - ist hier als PDF verfügbar.
Publikation
Von Engels gelernt? Linke Utopien und emanzipatorische Praxis in Lateinamerika, Nahua Script 19