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Eine umstrittene Ausstellung über die Herkunftsorte von Drogendealern im Görlitzer Park und in der Hasenheide wurde am 21.11. in Berlin eröffnet.

Information

Nachdem es im Vorfeld hitzige Debatten über die Ausstellung gab, war der Andrang sehr groß. Während die BILD-Zeitung eine Glorifizierung der Dealer unterstellte, versuchte die CDU-Fraktion im Bezirk die Ausstellung zu verhindern.

Interessanterweise äußern sich die Exponate mit keinem Wort zu den Gründen der Tätigkeiten der Dealer. Kein Wort zu ihrer Situation als Geflüchtete, keine Thematisierung von Entrechtung oder Rassismuserfahrung.

Der US-amerikanische Künstler Scott Holmquist hat sich vor allem dafür interessiert, wie es in den Heimaten der Interviewten aus den Berliner Parks aussieht, wie das Klima ist, wie die Häuser gebaut werden, von was die Leute so leben. In dem Saal des Museums werden in Papp-Silhouetten mehrerer «Dealer» Fotos und Texttafeln über die Heimatorte gezeigt. Außerdem wurde ein fiktives Reisebüro errichtet, in dem die Besucher eine Reise an diese Orte planen können. Demgegenüber werden auf langen Tischen über 400 Zeitungsartikel gezeigt, die – im Kontrast zu den individuellen Herkunfts- und Reisegeschichten der Interviewten – pauschalisierend und stigmatisierend von «den Afrikanern» berichten, die in ihrer Gleichförmigkeit als abstrakte Bedrohung inszeniert werden.

Die diskursive Lücke zwischen der medialen Hetze gegen «schwarzafrikanische Dealer» und die naive Beschreibung ihrer Herkunftsorte stiftet produktive Verwirrung und entfaltet solchermaßen genau jenen Raum, den eine konstruktive Debatte bräuchte, in der es um Entrechtung, Drogenkonsum, Drogenhandel, Flüchtlingspolitik, Kriminalisierung und Kriminalität, (Un-)Sichtbarkeiten und Nutzung des öffentlichen Raums gehen kann. Erst wenn aus «den schwarzen Dealern» wieder Personen mit individuellen Geschichten und Persönlichkeiten werden, sind die Bedingungen für einen vernünftigen Umgang mit den unterschiedlichen Interessen an Arbeitsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung, Rausch und Sicherheit gegeben.

Die Ausstellung wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Rahmen ihrer Projektförderung finanziell unterstützt.

«Ein wichtiger Beitrag, weil er die Menschen in den Vordergrund stellt» — Massimo Perinelli (Rosa-Luxemburg-Stiftung) in radio eins, 22.11.2017

«Mutige» Drogendealer? Gespräch mit Friedrich Burschel (Rosa-Luxemburg-Stiftung) — WDR 5 Politikum, 22.11.2017

«Andere Heimaten: Herkunft und Migrationsrouten von Drogenverkäufern in Berliner Parks»
Museumsausstellung und Darstellungen
21. November 2017 – 14. Januar 2018
FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Adalbertstrasse 95a
10999 Berlin

«Drogen, Arbeit und Rassismus im öffentlichen Raum»
Podiumsgespräch im Rahmen der Ausstellung
11.01.2018, 19:00
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Salon