Nachricht | Rosa Luxemburg - Deutsche / Europäische Geschichte 2018 von Kiel nach Berlin. Eine Bildungsreise in zwei Hauptstädte der Novemberrevolution vor hundert Jahren

Anmeldungen sind bis zum 30. August 2018 möglich

Als sich Marinesoldaten in Wilhelmshaven und Kiel massenhaft weigerten, den Himmelfahrtskommandos der deutschen Seekriegsleitung weiter Folge zu leisten, war dies das überfällige Signal für eine Revolution, die sich Anfang November 1918 rasant über das gesamte Deutsche Reich ausbreitete: Nach Kiel wurde Berlin zum Zentrum einer Bewegung, die die kaiserliche Monarchie hinwegfegte und die nicht zuletzt das Frauenwahlrecht, den Achtstundentag und die Betriebsräte hervorbrachte. Weitergehende Bestrebungen der radikalen Linken hingegen zerschellten an dem Pakt, den rechtssozialdemokratische Führungsgruppen der Arbeiterorganisationen schon bald mit Großkapital und Generalität, also den Stützen der alten Gesellschaft, eingingen.

Die politischen Widersprüche der Umbruchphase bekam nicht zuletzt Rosa Luxemburg am eigenen Leib zu spüren: Die antiautoritäre Marxistin kam zwar endlich aus der Gefangenschaft frei und konnte ihre politischen Bemühungen nunmehr ungehindert in den Dienst der lange erhofften Revolution stellen. Schon bald aber wurde der von ihr repräsentierte Flügel der Bewegung marginalisiert, mundtot gemacht und schließlich sogar militärisch niedergeschlagen. Für eine Stiftung, die nach einem prominenten Opfer der frühfaschistischen Konterrevolution benannt ist, liegt es deshalb nahe, auch hundert Jahre später das Bewusstsein für die Leistungen, aber auch die schmerzliche Beschränktheit der politischen Umwälzungsprozesse wach zu halten.

Wenn wir Anfang Oktober gemeinsam nach Kiel und Berlin reisen, wird die publizistische Auseinandersetzung mit dem Geschehen 1918/19 wahrscheinlich einen ersten Höhepunkt erreicht haben. Vor diesem Hintergrund schauen wir in Kiel und Berlin nach, welche Spuren die Novemberrevolution im Stadtbild hinterlassen hat, beschäftigen uns anhand aufschlussreicher Texte aber auch mit den eher verborgenen Hintergründen und Vorgeschichten der Ereignisse. Einige ausgewählte Filme schließlich geben uns Gelegenheit zur weiteren Infragestellung herrschender Erinnerungsdiskurse. Nicht zuletzt wollen wir den Besuch wichtiger Ausstellungen zum Anlass nehmen, um uns gemeinsam mehr Klarheit über das „schwierige“ politische Erbe der Novemberrevolution zu verschaffen.

Uns interessiert aber nicht nur, was sich damals zugetragen hat. Wir wollen uns insbesondere auch mit den aktuellen geschichtspolitischen Einordnungen und der nunmehr hundertjährigen Geschichte der erinnerungspolitischen Diskurse zur deutschen Revolution beschäftigen. Wie wird Geschichte und Erinnerung am konkreten Ort von wem und in welcher Absicht konstruiert und inszeniert? Mit welchen Intentionen wird erinnert aber auch vergessen? Diesen Fragen wollen wir uns ideologiekritisch nähern.


Programm

bis Sonntag, den 30.9. (16.00 Uhr) selbstorganisierte Anreise zur Jugendherberge Kiel (Johannesstraße 1, 24143 Kiel)

 

  • 30.09.: Begrüßung und inhaltlich-organisatorischer Einstieg (16-18 Uhr), Abendessen und Beziehen der Zimmer (18-20 Uhr), Film „Marinemeuterei 1917“ (20-22 Uhr)
  • 01.10.: Stadtrundgang auf den Spuren der Novemberrevolution mit Uli Schippels (9-12 Uhr), Lektürephase und Diskussion mit Marcel Bois (14-18 Uhr), Abendveranstaltung mit Ralf Hoffrogge zum Reichsrätekongress (20-22 Uhr)
  • 02.10.: Gemeinsame Lektüre und Diskussion (9-12 Uhr), Besuch und Reflexion der Revolutionsausstellung im Kieler Schifffahrtsmuseum (14-18 Uhr), Vorführung des Films „In Kiel ist Revolution“ von Klaus Kuhl (20-22 Uhr) Bahntransfer von Kiel nach Berlin
  • 03.10.: Lektürephase (während der Bahnfahrt von 10-13 Uhr), Stadtrundgang durch das wilhelminische Regierungs- und Zeitungsviertel mit Bernd Langer (16-19 Uhr), Abend zur freien Verfügung
  • 04.10.: Vortrag und Diskussion mit Bini Adamczak (angefragt) (9-12 Uhr), Führung durch eine Ausstellung zur Geschichte der Novemberrevolution in Berlin mit anschließender Diskussion (14-18 Uhr), Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Klaus Gietinger (20-22 Uhr)
  • 05.10.: Stadtrundgang mit Jörn Schütrumpf zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (9-12 Uhr), Seminarreflexion und Verabschiedung (14-16 Uhr)

 ab Freitag, den 05.10. 16.15 Uhr Abreise ab S-Bahnhof Berlin-Pichelsberg


Mit Malte Meyer (Leitung) und Dr. Salvador Oberhaus


  • Termin der Bildungsreise: 30. September bis 5. Oktober. Auftakt am 30. September um 16.00 Uhr in Kiel. Abschluss am 5. Oktober um 16.00 Uhr in Berlin.
  • Anmeldeverfahren: Teilnehmen können Interessierte aus der ganzen Bundesrepublik. Die Hälfte der Plätze ist für Teilnehmer*innen aus NRW reserviert. Anmeldeschluss ist der 30. August 2018. Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung mit der Bitte, den Teilnahmebeitrag binnen fünf Tagen auf das Ihnen genannte Konto der RLS-NRW zu überweisen. Mit der Bestätigung des Zahlungseingangs durch uns ist das Anmeldeverfahren abgeschlossen.
  • Kosten/Teilnahmebeitrag: 350 Euro für Übernachtungen im Doppelzimmer. Aufschläge für Einzelzimmerbuchung, Ermäßigungen auf Anfrage. Inbegriffen im Gesamtpreis: 5 x Übernachtung mit Frühstück, Reiseleitung, Bahnreise Kiel-Berlin, Eintrittsgelder, ÖPNV-Gruppentickets sowie Honorare für externe Referent*innen.
  • Wichtig: Die Anreise nach Kiel und die Abreise von Berlin erfolgt zum Selbstkostenpreis (zzgl. zum Teilnahmebeitrag) und werden durch die Teilnehmer*innen selbst organisiert. Wir empfehlen den Sparpreisfinder der Deutschen Bahn.
  • maximale Teilnehmer*innenzahl: 20 Personen 
  • Unterricht im Umfang von 37 Arbeitsstunden

Für Rückfragen und Informationen wenden Sie sich bitte an salvador.oberhaus@rosalux.org oder post@rls-nrw.de