Nachricht | Bauhaus100. Orte der Moderne; Berlin 2019

Reiseführer zu 110 Bauwerken

Information

Anlässlich des bauhaus-Jubiläums ist eine Flut an Publikationen erschienen. Die hier vorliegende dokumentiert 110 Bauwerke aus ganz Deutschland, die in einem Zusammenhang zum bauhaus, bzw. zum «Neuen Bauen» stehen (sollen). Sie richtet sich an eine breite Öffentlichkeit und ist wie ein nach geografischer Lage aufgebautes Verzeichnis organisiert.

Auf jeweils einer Doppelseite, bei wenigen Bauwerken sind es auch zwei, werden Zweck- und private sowie öffentliche Repräsentationsbauten kurz beschrieben. Neben den bekannten bauhaus-Bauten und denen der Moderne der Weimarer Zeit (Hellerau, Weißenhof-Siedlung etc. pp.) findet sich auch die 1984 eröffnete Neue Staatsgalerie in Stuttgart, die Böttcherstraße in Bremen oder das in der NS-Zeit erbaute Gauforum in Weimar in dieser Liste. Die Gründe dafür, sprich welchen Zusammenhang etliche der aufgenommenen Werke zum Neuen Bauen oder gar zum bauhaus haben, erschließt sich bei der Lektüre nicht.

Es wird jeweils neben einer kurzem Text die Postadresse, das Baujahr und die ArchitektInnen der Phase der Planung und Erstellung sowie der (späteren) Sanierung genannt. Ein Personenregister erleichtert die Nutzung. Die dazugehörigen Fotografien sind teilweise arg klein und wirken manchmal etwas geschönt.

Ausgesucht wurden die Orte von einer Jury, die aber im Buch nirgends namentlich genannt wird. Herausgegeben wird dieses von der anlässlich der Feierlichkeiten gebildeten staatlichen Kooperation, die eindeutig auch Ziele der Tourismusförderung und Imagepflege hat. Dies könnte auch die leicht eigenwillige Auswahl für die Publikation mit erklären, mussten doch vermutlich mindestens alle elf an der bauhaus100-Kooperation beteiligten Bundesländer vertreten sein und am besten noch jene, wie etwa Bayern oder Schleswig-Holstein, die gar nicht teilnehmen.

Eingeleitet wird der äußerst preiswerte Band mit zwei architekturhistorischen Essays von Werner Durth und Wolfgang Pehnt, die beide lesenswert sind. Durth ordnet das bauhaus und seine Bedeutung und Wirkung souverän in die Zeitgeschichte ein und kann so zumindest indirekt die Aufnahme einiger Bauwerke in die Publikation begründen. Pehnt referiert neben dem bauhaus die Reformbemühungen anderer Kunsthochschulen, etwa der in Breslau, in Frankfurt/Main oder der Burg Giebichenstein in Halle. Diese waren in der Weimarer Republik ebenso wichtig, hatten aber lange nicht so eine gute «Reklameabteilung» wie das bauhaus, das sich eine grandiose und bis heute wirksame Publicity organisierte. Die Moderne wurde nicht vom bauhaus erfunden, sondern sei, so Pehnt, eine «Gemeinschaftsleistung».

Die «Grand Tour der Moderne» ist auch online verfügbar, dort sind noch viel mehr Orte aufgeführt, auch solche, die nicht in der Publikation enthalten sind.

Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar gGmbH (Hrsg.): Bauhaus100. Orte der Moderne, Verlag Hatje und Cantz, Berlin 2019, 316 Seiten, 18 EUR