Kunst ist Politik - das ist aus marxistischer Perspektive eine Binsenweisheit, die aber mit Blick auf das politische Leben des Künstlers John Heartfield noch mehr zeigt: Kunst kann auch eine politische Waffe sein, scharf und wahrheitsverkündend, eng verknüpft mit Klassenkampf und Widerstand. Anthony Coles, der sich seit den 1960er Jahren mit John Heartfield beschäftigt, liefert mit dem vorliegenden Werk eine Gesamtdarstellung. Er räumt auf mit überlieferten, manchmal »lächerlichen, manchmal auch völlig widersinnigen Geschichten« über Heartfield, die vor allem auf Mythologisierungen durch dessen Bruder Wieland Herzfelde zurückzuführen sind. Ziel ist es, Heartfield »einem breitem und interessierten Publikum näherzubringen«. Coles wird dabei seinem eigenen Anspruch gerecht, Analyse zu betreiben und Heartfields Gesamtwerk vorzustellen. Die über 500 in den Text eingebundenen Abbildungen werden eingehend besprochen. Heartfield verfolgte eine »linksgerichtete, antibürgerliche und pazifistische Philosophie«. Er wurde vor allem für seine Arbeiten beim vom Bruder geleiteten Malik-Verlag bekannt, war Mitglied der KPD und lieferte für diese insbesondere in den 1920er Jahren zahlreiche Auftragsarbeiten. Zudem gehörte er der Dada-Bewegung an. Kunst war für ihn kein Selbstzweck, sondern Agitation gegen den Kapitalismus, und diente der »Verwirklichung des Kommunismus«. Coles sehr lesenswertes Buch berichtet detailliert von diesem Schaffen.
Sebastian Klauke
Anthony Coles: John Heartfield. Ein politisches Leben. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2014. 402 Seiten, 39,90 EUR.
Diese Rezension erschien zuerst in "analyse & kritik, Ausgabe 602 (17. Februar 2015).