Nachricht | Geschichte Hilft Erinnern, Bewegung zu bewahren?

Einige Aspekte linker Geschichtspolitik

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«Aus der Geschichte lernen», so lautet immer wieder eine Forderung in der (radikalen) Linken. Aber was ist «Geschichte» und was würde «lernen» in diesem Zusammenhang bedeuten? «Die Geschichte» gibt es nicht, sondern sie ist immer auch eine Konstruktion, wenn nicht Fiktion. Es gibt keine objektive Erinnerung, weil Menschen sich ihre persönliche Vergangenheit immer wieder neu zusammensetzen (Welzer 2017). Es gibt zwar sicher unzweideutige «Ereignisse», aber allein wie diese mit Wörtern und Bildern beschrieben werden, ist bereits Teil konfliktbehafteter, gesellschaftlicher Deutungs- und Aushandlungsprozesse. So gibt es Vergangenheit (oder auch: Vergangenheiten), «Geschichte» aber ist die Deutung und vor allem «Geschichtspolitik» die Produktion von Deutungen über diese Vergangenheit(en). Insofern gibt es keine Geschichte an sich, sondern Geschichte ist, wie über die Vergangenheit gesprochen wird (Hüttner 2017). Die radikale Linke kann und darf nicht hinter diese Positionen zurückfallen. Vielerorts gibt es aber in der linken Geschichtsdeutung eher eine Re-Traditionalisierung durch eine Homogenisierung, wie zum Beispiel mittels Heldengeschichten, und entsprechend eine Verflachung von Geschichtsbildern. Geschichte beziehungsweise Geschichte als Deutung der Vergangenheit (der gewesenen/vergangenen Zeit und damit: ihrer Kämpfe) ist immer gesellschaftlich umstritten. Sie hat für die hegemonialen Kräfte vor allem Herrschaft legitimierenden und nationale Identität stiftenden Zweck (Helden, Erfolge …).

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Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 79, des WIDERSPRUCH. Beiträge zu sozialistischer Politik, Zürich, Oktober 2022. Diese Ausgabe hat den Schwerpunkt «Erinnern für Gegenwart und Zukunft» (219 Seiten, 18 Euro).