Beim Blick durch das Webarchiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung fällt auf, dass die Auseinandersetzung mit dem «Prager Frühling» und seiner Niederschlagung 1968 eine lange, kontinuierliche und aktive ist. In der Zeitschrift «utopie kreativ» befasste sich Stefan Bollinger beispielsweise 1993 mit Chancen, Dilemmas und Problemen des Prager Frühlings als «Testfall für einen demokratischen Sozialismus». Seine Auseinandersetzung floss in die Buchveröffentlichung «Dritter Weg zwischen den Blöcken? Prager Frühling 1968: Hoffnung ohne Chance. Trafo-Verlag Weist, Berlin 1995» und mündete unter anderem in die Reihe «Texte der Rosa-Luxemburg-Stiftung». Als Nummer 44 erschien 2008 im Karl Dietz Verlag: «1968 – die unverstandene Weichenstellung» – sowohl im Westen und insbesondere mit einem «verkürzten Westblick auf den Osten».
Im Jahre 2008 diskutierte in der «utopie kreativ» auch der Osteuropahistoriker Karl-Heinz Gräfe den Prager Frühling als «letzten sozialistischen Erneuerungsversuch», als Teil ebenso einer reformkommunistischen Alternative, die – wie dann später mit Öffnung der Archive schnell klar wurde – nur eine sehr bedingte Alternative gewesen ist.
Ein Beitrag Gräfes zu den Auf- und Abbrüchen «einer erneuerten Sozialismusentwicklung in Osteuropa» ist enthalten ebenso in einer Sammlung von «Pankower Vorträgen», in denen – durch Jörg Roesler thematisiert – auch die Wirtschaftsverfassungen in Ost- und Westeuropa eine Rolle spielten.
Dass die Geschichte des Prager Frühlings und seine Niederschlagung für die Rosa-Luxemburg-Stiftung insbesondere vor Ort weiterhin hohe Bedeutung hat, zeigte nicht zuletzt ein deutsch-tschechisches Kolloquium rund um die Eröffnung ihres Prager Büros 2018.
Lohnenswert – nicht nur diesbezüglich – ist ebenso ein Besuch der Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Ein Auszug ihres Bestandes zum Thema findet sich hier.