Die Industrie befindet sich am Beginn einer fundamentalen Umwälzung. Um die in Deutschland gesetzlich verankerten Klimaziele bis 2045 erreichen zu können, bedarf es einer sozial-ökologischen Transformation, die entschlossenes und koordiniertes Handeln in einer Vielzahl technologie-, industrie-, wirtschafts- und arbeitspolitischer Felder erfordert. Und dies auf allen Ebenen der Politik: von der Welthandelsorganisation (WTO) und der Europäischen Union (EU) über die Bundes- und Länderregierungen bis hin zu den Kommunen. Die staatlichen Akteure wiederum brauchen den politischen Druck aus der Gesellschaft und das vorwärtsdrängende Handeln gesellschaftlicher Kräfte, um vor allem in den Bereichen der Branchenpolitik und der regionalen Struktur- und Verkehrspolitik voranzukommen. Neben einer starken Klimaschutzbewegung und den Umweltverbänden sind hier insbesondere die Gewerkschaften mit ihren betrieblichen Erfahrungen, ihrem Fachwissen und ihrer Mobilisierungskraft gefordert.
Die Studien des Projekts, das von der Rosa-Luxemburg- Stiftung in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik finanziert wurde, sind unter www.rosalux.de/dossiers/industrie-for-future abrufbar.
Im Folgenden wird ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse von Studien zu diesem Themenbereich gegeben, die im Rahmen des Projekts «Sozial-ökologische Transformation der deutschen Industrie» erarbeitet wurden. Die Studien fassen den aktuellen Erkenntnisstand zu den Haupttrends der Technologie- und Wirtschaftspolitik zusammen und stellen die aktuellen Strategien der maßgeblichen Akteure in drei großen Industriebranchen, der Chemie-, Stahl- und Automobilindustrie, sowie die besonders dringenden Reformen auf dem Feld der Arbeitspolitik dar, die helfen sollen, das klimapolitisch Notwendige mit dem sozial Notwendigen zu verknüpfen. Der vorliegende Überblick endet mit einigen offenen und strittigen Fragen, vor denen gewerkschaftliche und andere gesellschaftliche und politische Akteure auf den Großbaustellen der Transformation stehen.
Inhalt
- Zusammenfassung
- Einführung
- Keine Zeit mehr zu verlieren
- Die Herausforderungen ...
- … sind für Deutschland besonders groß
- Umbauprozess heißt: Neuland betreten
- Die Transformation beginnt: Der Stand der Dinge in drei Schlüsselindustrien
- Treiber und Getriebene: Die Akteurskonstellation
- Die Einleitung des technologischen und wirtschaftlichen Umbruchs in der Chemie- und der Stahlindustrie
- Die Einleitung des technologischen und wirtschaftlichen Umbruchs in der Automobilindustrie
- Zwischenbilanz: Elementare technologische und wirtschaftliche Voraussetzungen für das Gelingen
- Vorausschauende Arbeitspolitik als sozialer Eckpfeiler der Transformation
- Strukturwandel und Beschäftigungsperspektiven
- Die Bandbreite der Arbeitspolitik
- Alle Blicke richten sich auf den Staat – zu Recht, aber reicht das?
- Unternehmen und ihre Interessenverbände
- Gewerkschaften
- Der Staat allein wird es nicht richten
- Resümee: Ein Großprojekt mit vielen Baustellen
- Literatur
- Abkürzungsverzeichnis
Zum Autor
Steffen Lehndorff, Jahrgang 1947, lebt in Köln und ist Research Fellow am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Bis zum Renteneintritt war er dort Leiter der Forschungsabteilung Arbeitszeit und Arbeitsorganisation. Neben Publikationen zur Krise der Europäischen Union, zur Entwicklung der europäischen Gewerkschaften und zur Arbeitszeitpolitik in Europa befasste er sich in den letzten Jahren mit dem New Deal in den USA der 1930er-Jahre. Zuletzt erschien von ihm das Buch «New Deal heißt Mut zum Konflikt. Was wir von Roosevelts Reformpolitik der 1930er Jahre heute lernen können» im Hamburger VSA: Verlag.