Publikation HKWM Luxemburgismus

Der Begriff «Luxemburgismus», der für eine angebliche «Abweichung» vom Leninismus oder Marxismus-Leninismus verwendet wird, hat auch andere Verwendungszwecke, die über diese pejorative Bedeutung hinausgehen und das Erbe der deutschen Denkerin und Aktivistin Rosa Luxemburg wiederbeleben

Information

Reihe

HKWM

Autor*innen

Manfred Grieger, Holger Politt,

Erschienen

März 2023

Zugehörige Dateien

Rosa Luxemburg in Berlin, um 1910.

Das Historisch-kritische Wörterbuch des Marxismus (HKWM) ist ein marxistisches Lexikon, das nach seiner Fertigstellung 15 Bände und über 1.500 Einträge umfassen wird. Von den bisher erschienenen neun Bänden in deutscher Sprache sind seit 2017 zwei Bände in chinesischer Sprache herausgegeben worden. Im Frühjahr 2019 hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam mit dem HKWM-Team die «Internationalisierung» des Lexikons auf Englisch und Spanisch vorangetrieben, um eine neue Generation marxistischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt für das Projekt zu gewinnen und seine Leserschaft und Reichweite zu vergrößern. Der unten stehende Eintrag ist Teil einer Auswahl dieser Übersetzungen, die auf unserer Website zur Verfügung gestellt werden. 

Weitere Informationen über das Projekt und andere übersetzte Lexikon-Einträge finden sich in unserem HKWM-Dossier.

A: lūksimburġīya. – E: Luxemburgism. – F: luxcmburgismc. – R: ljuksemburgianstvo. – S: Luxemburguismo. – C: Lúsēnbǎo zhǔyì 卢森堡主义

Unter den ›Ismen‹ der revolutionären kommunistischen und Arbeiterbewegung des 20. Jh. hat der L deshalb ein besonderes Gewicht, weil er von seinen Schöpfern von vornherein pejorativ gemeint war und – wie dann noch stärker der Trotzkismus – als Inkarnation der »Abweichung« vom Leninismus bzw. Marxismus-Leninismus schlechthin konstruiert und zum Feindbild aufgebaut worden ist. In dieser vom ML geprägten und nicht zu trennenden Gestalt konnte er daher nicht in einen konstruktiven Bezug zu Leben und Werk von Rosa Luxemburg (1871-1919) gesetzt werden; die Aneignung der Arbeiten und der revolutionären Praxis Luxemburgs ist Ausbruch aus diesem Feindbild.

Zum ›Beweis‹ für das ›Abweichende‹ des L vom ML diente eine »Notiz« Lenins von 1922, in der dieser Luxemburg zwar als »Adler« rühmt, aber in Anspielung auf eine Fabel Iwan Krylows zugleich meint, dessen »Flug« habe ihn zuweilen »niedriger« getragen »als Hühner fliegen« (LW 33, 195). Als Beispiele dafür gelten ihm: »Luxemburg irrte in der Frage der Unabhängigkeit Polens; sie irrte 1903 in der Beurteilung des Menschewismus; sie irrte in der Theorie der Akkumulation des Kapitals; sie irrte, als sie im Juli 1914 neben Plechanow, Vandervelde, Kautsky u.a. für die Vereinigung der Bolschewiki mit den Menschewiki eintrat; sie irrte in ihren Gefängnisschriften von 1918 (wobei sie selbst nach der Entlassung aus dem Gefängnis Ende 1918 und Anfang 1919 ihre Fehler zum großen Teil korrigierte)« (ebd.). Da sie dennoch als »Adler« galt, konnte sie, wenn politisch opportun, als bekannte und geachtete Revolutionärin ihrer Zeit gefeiert werden; ihr Werk, und die sich darauf beriefen, verfielen hingegen unter Stalin der Exkommunizierung. Methodisch wurden aus den Schriften Lenins und Luxemburgs die Differenzen herausgefiltert und – Lenins Auffassungen kanonisierend – alle abweichenden Auffassungen Luxemburgs zu »Fehlern« erklärt und »systematisiert« (Schütrumpf 2006, 43). Gänzlich ausgeblendet wurden die »Übereinstimmungen […] in Grundfragen der sozialistischen Bewegung«, die Lenin und Luxemburg »in den Jahren zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917/18 geeint und als Linke in der SI ausgewiesen hatten« (Plener 2009, 11); nichts erinnerte an die zwischen beiden bestehende, auf ihr »deutliches Bewusstsein von ihren unterschiedlichen historischen Aufgaben« sich gründende »intensive gegenseitige Anerkennung, die beispielhaft für jede Form solidarischer Kritik ist« (Negt 1974, 197).

Bibliographie: O. Negt, »Rosa Luxemburg. Zur materialistischen Dialektik von Spontaneität und Organisation«, in: C. Pozzoli (Hg.), Rosa Luxemburg oder Die Bestimmung des Sozialismus, Frankfurt/M 1974, 152-98; U. Plener, Rosa Luxemburg und Lenin. Gemeinsamkeiten und Kontroversen. Gegen ihre dogmatische Entgegenstellung, Berlin 2009; J. Schütrumpf, »Zwischen Liebe und Zorn: Rosa Luxemburg«, in: ders. (Hg.), Rosa Luxemburg oder: Der Preis der Freiheit, Berlin 2006, 9-46.

Red.

I. - 1. Der Ausdruck L taucht in der kommunistischen Bewegung auf, als Grigori Sinowjew im Rahmen der 1924 von der Komintern eingeleiteten »Bolschewisierung« der KPn (vgl. Ruge 1991, 82) im April 1925 zum Kampf gegen ihn aufruft (vgl. Internationale Pressekorrespondenz, 1925, H. 99, 1350f). Stalin verschärft den ideologischen Druck im November 1931 mit einem Brief an die Zeitschrift Proletarskaja Revolucija unter dem Titel Über einige Fragen der Geschichte des Bolschewismus, in dem er, ohne den Term L explizit zu benutzen, Luxemburg und Trotzki als miteinander verbundene Gegner des Leninismus darstellt. Luxemburg habe gemeinsam mit Alexander Parvus in der Revolution von 1905 ein »halbmenschewistisches Schema [...] der permanenten Revolution (ein Zerrbild des Marxschen Revolutionsschemas), durchdrungen von einer durch und durch menschewistischen Verneinung der Politik des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft«, ersonnen und dies »dem bolschewistischen Schema der revolutionär-demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft« entgegengestellt; dies sei »im weiteren [...] von Trotzki (teilweise von Martow) aufgegriffen und zu einem Kampfmittel gegen den Leninismus gemacht« worden (W 13, 82). Im Kurzen Lehrgang zur Geschichte der KPdSU (B) von 1938 wird diese Sichtweise – wiederum ohne explizite Verwendung des Terms L – für lange Zeit ›endgültig‹ kanonisiert.

Auch wenn das Feindbild L für alle Parteien der KI auf dem Weg der Bolschewisierung verbindlich war, zielte der unter Stalin mörderisch werdende Kampf gegen Luxemburg und ihre Anhängerinnen und Anhänger in erster Linie auf die deutsche und v.a. auf die polnische kommunistische Bewegung. In beiden hatte Luxemburg zur Jahreswende 1918/19 großen (in der deutschen sogar größten) Einfluss bei der Formierung der KP. Die polnische Seite der L-Geschichte wird im deutschsprachigen Raum kaum oder gar nicht beachtet. Erst der enge Zusammenhang von polnischer und russischer Arbeiterbewegung im Zarenreich aber macht die Schaffung des L verständlich.

1.1 In Polen wurde die Kommunistische Partei (KPP, bis 1925 KPRP) aus dem Zusammenschluss zweier an Mitgliederzahl und Kampferfahrung annähernd gleich starker Quellparteien gegründet: der PPS-Lewica (Linkssozialisten), in der Revolution von 1905/06 aus der Spaltung der 1892 gegründeten PPS hervorgegangen, und der SDKPiL (Sozialdemokraten), 1893 unter Mitwirkung von Luxemburg gegründet. In letzterer hatte Luxemburg, obwohl nie in offizieller Funktion, eine herausragende Position als programmatischer und politischer Kopf. Von 1906 bis 1912 gehörte die SDKPiL als selbständige Partei der SDAPR im Zarenreich an, die seit 1903 durch den Fraktionskampf zwischen Bolschewiki und Menschewiki geprägt war. Die SDKPiL trat für die Beilegung des Fraktionskampfs und den Zusammenhalt der Gesamtpartei ein und näherte sich 1905/06 in einzelnen wichtigen Fragen durchaus den Positionen der Bolschewiki an, obwohl hinsichtlich des Verständnisses des historischen Platzes und der Perspektiven der Revolution Unterschiede zwischen Lenin und Luxemburg bereits deutlich hervortraten. Lenins Streben nach Bildung einer selbständigen bolschewistischen Partei und faktischer Aufgabe der organisatorischen Einheit der SDAPR zog auch die SDKPiL in Mitleidenschaft. Ab 1912 wurde sie durch Fraktionskämpfe gelähmt, in denen Luxemburgs Flügel ins politische Abseits geriet; erst im Laufe des Ersten Weltkriegs besserte sich die Situation. Als die Partei Ende 1918 in der KPRP aufging, galten die theoretischen Positionen Luxemburgs als wertvolle Mitgift der SDKPiL, obwohl Luxemburg die PPS-Lewica in der polnischen Frage durchgehend kritisiert hatte. Als entscheidend erwies sich, dass beide Parteien im Ersten Weltkrieg von Anfang an Friedensparteien waren.

An der Gründung der KPRP war Luxemburg nicht unmittelbar beteiligt, führende Vertreter beider Quellparteien hatten sie aber zuvor in Berlin besucht. Auch nach ihrer Ermordung blieb sie wichtiger politischer und theoretischer Bezugspunkt, wenn auch nicht unumstritten. Auf dem 2. Parteitag der KPRP 1923 wurde im Statut das bolschewistische Kriterium für Parteimitgliedschaft übernommen (KPP, Bd. 1, 255f). 1924 erklärte die Parteiführung diesen Parteitag zum wichtigsten und entscheidenden, unumkehrbar zu machenden Schritt auf dem Weg zur Bolschewisierung (Bd. 2, 39). Der 3. Parteitag der (nunmehr umbenannten) KPP stellte fest, dass Luxemburg, wiewohl bekannt und geschätzt als revolutionäre Gestalt, eine fehlerhafte Tradition vertreten habe und ihre Fehler immer noch wirksam seien, weshalb es »Manneskraft« brauche, sie auszumerzen (88ff). Die 4. Parteikonferenz 1925 legte fest, die Parteikader im Geiste des Leninismus zu erziehen, wozu gehöre, die Unterschiede zwischen der SDKPiL und dem Bolschewismus deutlich zu machen, um sie überwinden zu können. Die revolutionäre Tradition der SDKPiL selbst blieb ausgenommen (254ff). Ab 1926 war die Partei einem erbitterten Fraktionskampf ausgesetzt, der in erster Linie durch die KI gesteuert wurde. Die KPP-Führung antwortete, sie werde jedes Parteimitglied zur Verantwortung ziehen, das öffentlich gegen gefasste Beschlüsse polemisiere. Das Plenum des ZK im August 1929 verlautbarte, dass eine »kritische«, also ablehnende Bewertung des ideologischen Erbes der SDKPiL zwar bereits erfolgt sei, aber der Weg konsequent fortgesetzt werden müsse (555). Der 5. Parteitag der KPP 1930 forderte, die Losung des bewaffneten Aufstands zu verbreiten und die bolschewistische Partei an die Frage des bewaffneten Kampfs heran zu führen; die Fortschritte der Bolschewisierung seit 1929 wurden als Durchbruch bewertet (Bd. 3, 146). Die Frage des bewaffneten Kampfs war in der Revolution von 1905/06 einer der wichtigen Kritikpunkte der SDKPiL an Lenin. 1926 wurde Lenins Skizze Die Aufgaben der Abteilungen der revolutionären Armee veröffentlicht, in der er sich 1905 offen für den bewaffneten Aufstand ausgesprochen hatte (LW 9, 423-27).

Im Dezember 1931 antwortete das ZK der KPP auf Stalins Brief mit einer Resolution zur Überwindung des L. Sie übernahm dessen Duktus: Sowohl Trotzkisten als auch Brandler-Leute würden mit dem Arsenal des L gegen die KI kämpfen. Die SDKPiL sei die typische Vertreterin des L gewesen; ihre Fehler ließen sich zurückführen auf die nichtbolschewistische Haltung in der Machtfrage und in der Frage der vorantreibenden revolutionären Kräfte. Besonders scharf wurde Luxemburg selbst verunglimpft. Ihr ideologisches Erbe habe dem Schicksal der proletarischen Revolution in Polen nach 1918 sehr geschadet. Deshalb werde festgelegt, die einzelnen Seiten des L »kritisch« zu beleuchten, das opportunistische Herangehen an den L zu entlarven, die Leninschen Grundlagen der Parteiideologie in ein neues Parteiprogramm zu überführen und die Parteikader auf der Basis des ML an Lenins Werk heranzuführen (KPP, Bd. 3, 341 ff). Der 6. Parteitag der KPP nahm 1932 ein leninistisches Parteiprogramm an. Im Juli 1933 legte die Programmkommission der Partei einen speziellen Abschnitt über die Bolschewisierung der Partei vor, in dem bes. die Entwicklung im Zeitraum 1903-12 kritisiert wurde, in dem Luxemburg und Leo Jogiches entscheidenden Einfluss hatten (449ff). Im März 1936 ging das ZK zu einem direkten Angriff auf die zumeist auf Geheiß der KI vor in Polen drohender Verhaftung in die SU emigrierten polnischen Kommunisten über. Sie seien vor der schwierigen Arbeit der Bolschewisierung der Partei in Polen geflohen (553). 1937 setzte in der SU auf Weisung Stalins die Verfolgung führender oder namhafter polnischer Kommunisten ein. Die Partei wurde für aufgelöst erklärt und schließlich auch physisch fast vollständig vernichtet. Anders als bei den übrigen KI-Parteien spielte der L-Vorwurf bei der Verfolgung eine wesentliche Rolle, auch wenn der Terminus L bei den inszenierten Prozessen nicht vordergründig gebraucht wurde. Von den 1932 auf dem letzten KPP-Parteitag gewählten 19 ZK-Mitgliedern erlebten nur jene fünf den September 1939, die in polnischen Gefängnissen saßen; alle anderen wurden in der SU umgebracht oder starben im GULag. Im polnischen Fall ist die Geschichte des L ganz direkt auch eine Geschichte des politischen Verbrechens. Zu den Opfern in Moskau zählte Adolf Warski (1868-1937), einer der treuesten Kampfgefährten Luxemburgs seit 1893 und gemeinsam mit Clara Zetkin Herausgeber der geplanten neunbändigen deutschsprachigen Luxemburg-Werkausgabe. Warski, nach seiner Entmachtung ab 1929 ohne Parteifunktionen, arbeitete in Moskau im KI-Auftrag u.a. zur Geschichte der SDKPiL. Im Glauben, Wirken und Werk von Luxemburg und Jogiches seien mit dem Leninismus in Verbindung zu bringen, versuchte er vergeblich, sie gegen die Diffamierungen zu verteidigen (vgl. 1958, Bd. 2, 428-76).

1.2 In der KPD galt – wie auch in anderen Sektionen der KI – Luxemburg zunächst als bedeutende Theoretikerin, »deren Werk als schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus begriffen und als ebenbürtig neben das Lenins und Trotzkis gestellt wurde« (Kinner 2001, 595). Aus einem von Eduard Ludwig Alexander 1922 entworfenen Kurs der zentralen Parteischule (SAPMO, RY 5/12/707) geht hervor, dass Luxemburgs Akkumulationstheorie als »theoretische Grundlegung des Kommunismus in Deutschland« behandelt wurde (zit.n. Kinner 2001, 595). Der erste Konflikt um Luxemburg entfachte sich 1921 an der durch die KPD geplanten Werkausgabe, weil der Nachlass sich in den Händen von Mathilde Jacob befand, die dem aus der KPD ausgeschlossenen ehemaligen Parteivorsitzenden Paul Levi die politische Treue hielt. Er verschärfte sich, als Levi Ende 1921 Luxemburgs 1918 im Gefängnis verfasstes Manuskript Die russische Revolution veröffentlichte. Gegen die Veröffentlichung protestierten u.a. Warski und Zetkin, weil sie die Auffassung unerwähnt lasse, die Luxemburg nach ihrer Haftentlassung bis zur Ermordung in der Öffentlichkeit vertreten habe. Luxemburg, schreibt Zetkin 1922, habe »die Eroberung der Staatsgewalt durch das russische Proletariat jubelnd begrüßt« und »ernst« mit den »großen geschichtlichen Problemen, die die Revolution selbst mit jedem Tag ihres Webens und Lebens aufwirft, [...] gerungen«; »andere« - gemeint ist u.a. Levi - hätten »mit ihnen nur literarisch gespielt« (XlVf). Georg Lukács zufolge wurde Luxemburgs Nachlass dazu gebraucht, die II. Internationale zu liquidieren. Deshalb sei es wichtiger, sich mit dem theoretischen Werk auseinanderzusetzen als nur darauf zu verweisen, dass sie sich später korrigiert habe (1923, GuK, 276).

Von 1923 bis 1928 war Paul Frölich als Redakteur mit der Zusammenstellung und Publikation der Luxemburg-Werkausgabe befasst. 1923 erschien Bd. VI mit der Akkumulationstheorie, 1925 Bd. III mit den Beiträgen gegen den Reformismus, 1928 Bd. IV zu Gewerkschaftskampf und Massenstreik. Ende 1928 wurde Frölich mit Heinrich Brandler und August Thalheimer aus der KPD ausgeschlossen. Stalins Brief vom November 1931 bedeutete das Ende für den ersten Versuch, Luxemburgs Werk gesammelt herauszugeben. Mit Frölichs entscheidendem Zutun gelang es jedoch, den Nachlass durch Überführung ins moskauer Parteiarchiv vor dem Zugriff des NS-Regimes zu sichern. Die Hinterlassenschaften, die sich bei Jacob befanden, kamen an die Stanford University in Kalifornien. Der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann reagierte auf Stalins Brief postwendend mit einem dessen Duktus aufnehmenden Aufsatz (1931). Kurz darauf schloss er sich dem Kanon an, wonach Luxemburg überall irrte, wo sie anderer Auffassung als Lenin war (1932, 71).

2. Alle Versuche, nach Stalins Tod 1953 Luxemburg mit ihrem Werk in den ML einzugemeinden, mussten fehlschlagen, weil der ML die Abrechnung mit Stalin überlebte und unangefochtene Richtschnur blieb.

2.1 In Warschau wurde 1951 ein schmales Bändchen mit Beiträgen Luxemburgs zur Revolution von 1905/06 herausgegeben, in dem allerdings stillschweigend größere Kürzungen vorgenommen wurden. Im Vorwort wird Luxemburg als Revolutionärin gewürdigt; ihre falschen Positionen hätten sie aber – im Gegensatz zu Lenin und Stalin – daran gehindert, neben dem Proletariat weitere revolutionäre Kräfte auszumachen (in: Luksemburg 1951, 5-10). Der nationalrevolutionäre Weg, den die Bolschewiki nach dem Scheitern der Revolutionen in Westeuropa eingeschlagen und als »Sozialismus in einem Land« ausgegeben hatten, wurde erneut zum alleinigen Maßstab. Nach der Machtübernahme durch Wladyslaw Gomulka im Oktober 1956 gab es die feste Absicht, Zur russischen Revolution zu veröffentlichen. Obwohl Moskau dies verhinderte, konnte das Vorwort des Marxisten und Soziologen Julian Hochfeld, in dem dieser den L scharf kritisierte, seine Entstehung auf Lenins »Adler«-Metapher zurückführte und verlangte, Luxemburg v.a. als herausragende Theoretikerin zu verstehen und nicht nur als Märtyrerin, in einer populären Zeitschrift erscheinen (vgl. 1982, 136-59). 1958/59 wurde eine zweibändige Werkausgabe mit zumeist aus dem Deutschen übersetzten, aber auch in polnischer Sprache verfassten Beiträgen – letztere bes. zur Revolution 1905/06 – ungekürzt veröffentlicht. Diese Ausgabe ist die umfangreichste in Polen geblieben.

Ab Anfang der 1960er Jahre prägte Feliks Tych die Luxemburg-Rezeption in Polen. Kernstück bildeten die von ihm in Moskau aufgefundenen und 1968-71 der Öffentlichkeit zugänglich gemachten knapp 800 Briefe an Jogiches. Damit wurde das bisherige Dogma, Luxemburgs Wirken an Lenin zu messen, geschickt durchbrochen. Tych drückte die Hoffnung aus, die Sammlung möge helfen, auf die Geschichte der polnischen und internationalen Arbeiterbewegung frei von Schemata zugehen zu können (in: Luksemburg 1968, XLII). In den Folgejahren wurde mit Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, der SDKPiL, der PPS-Lewica, der KPP, der PPS sowie des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbunds, in denen die Vernichtungspraxis Stalins offen dargestellt wurde, das Erbe des L beseitigt. Tych gab 1978-92 drei Bände eines Słownik biograficzny działaczy polskiego ruchu robotniczego (Biographisches Wörterbuch der polnischen Arbeiterbewegung) heraus. Das Projekt wurde seither nicht fortgesetzt, weil in Polen die institutioneile Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung eingestellt wurde.

1963 erschien Luxemburgs Akkumulation des Kapitals und 1976 von Aleksander Kochanski die einzige Luxemburg-Biographie in der VR Polen. In westlichen Exilkreisen wurde 1961 Die russische Revolution publiziert. 1973-88 erschien regelmäßig ein Archiv der Arbeiterbewegung, das wichtige und im politischen Kontext brisante Dokumente enthielt, so ein Manuskript Luxemburgs von 1903 zum Verhältnis von polnischer und russischer Arbeiterbewegung und eine umfangreiche Jogiches-Biographie von Zdzisław Leder.

Als Polens Arbeiter im Sommer 1980 mit einer gewaltigen Streikwelle das Land erschütterten, schien es, als handelten sie nach Rezepten aus der Feder Luxemburgs. Dem Arbeiterkampf um bürgerliche Freiheitsrechte hatte sie stets ihre Stimme gegeben; aber sie hätte wohl kritisiert, dass die Arbeiter die politische Führung allzu schnell in andere, eigenen Interessen folgende Hände übergaben. Mit den Arbeiterprotesten verlor der ML seine letzte Bedeutung, aber mit ihm zugleich auch alles, was überhaupt auf Marx sich berief oder zu berufen wagte. Nach 1989 versiegten nahezu alle Bemühungen um das Werk Luxemburgs. Die Befreiung des Werks aus dem L mündete in seine Beerdigung. Als Person verschrien und verkannt, das theoretische Werk reduziert auf den Vorwurf, sie sei gegen Polens Unabhängigkeit gewesen: das ist das Luxemburg-Bild in ihrem Heimatland zu Beginn des 21. Jh.

2.2 In der DDR wurde ebenfalls 1951 begonnen, Luxemburg aus der Versenkung hervorzuholen; auch hier geschah das zunächst unter der Maßgabe der L-Formel. Die von Fred Oelssner verfasste Biographie (1951) folgt mit ihrer Trennung von Werk und Person dieser Doktrin: der erste Teil würdigt die Revolutionärin, der zweite heißt Ein fehlerhaftes System (Der Luxemburgismus). Die einzelnen Punkte betreffen: die historischen Wurzeln (Lenin und Stalin auf der Höhe des 20. Jh., Luxemburg nicht), die philosophischen Anschauungen (sie vertrete einen undialektischen, mechanischen Materialismus), die ökonomische Konzeption (ihre Akkumulationstheorie sei ihr schwerwiegendster Fehler), die Theorie der sozialistischen Revolution (die Geschichte habe Luxemburg in allen Punkten widerlegt), die Spontaneitätstheorie (eine Konsequenz aus der Unterschätzung der Rolle der Partei), Thälmanns Kampf gegen die Überreste des L (niemand habe Luxemburgs Fehler so tiefschürfend, beharrlich und scharf kritisiert wie Lenin). Im Geiste dieser Biographie erschien 1951 auch eine zweibändige Luxemburg-Ausgabe. Mit der Herausgabe von fünf Bänden der Gesammelten Werke 1970-75 (Bd. 6 erschien 2014) durch Annelies Laschitza und Günter Radczun setzte ein Wandel ein. Diese Ausgabe enthält auch die deutschsprachigen Lenin-kritischen Arbeiten, Zur russischen Revolution eingeschlossen. Ohne den ML in Frage zu stellen wurde versucht, durch den Verweis auf die große Revolutionärin und Friedenskämpferin so viel wie möglich vom Werk Luxemburgs ›einzuschmuggeln‹: Ihr »kompromissloser Klassenstandpunkt« habe, so heißt es im Vorwort zu Bd. 4, Luxemburg »zeit ihres Lebens an allen entscheidenden Knotenpunkten des Klassenkampfes der internationalen Arbeiterbewegung mit Lenin zusammen[geführt]«; sie habe also keine »autonome«, außerhalb der Tradition des ML stehende Position eingenommen (30f). Zudem verfassten die beiden Herausgeber eine Biographie (1971), die sich v.a. mit dem Wirken Luxemburgs in der deutschen Arbeiterbewegung befasst. Die Gesammelten Briefe gaben Laschitza und Radczun 1982-84 (1993 Bd. 6) heraus. Aus den Briefen war nun auch öffentlich zu erfahren, dass Luxemburg zeitlebens gegen die Leninsche »Partei neuen Typus« eingestellt war. Die Herausgeber selbst betonten immer noch entsprechend der in der DDR herrschenden Staatsideologie die herausragende Bedeutung der Leninschen Partei neuen Typus. An der Ausgabe fällt auf, dass die biographischen Angaben für die erwähnten Personen nur bis zum Zeitpunkt der Ermordung Luxemburgs reichen; ausgespart blieb so die Zeit, in der der ML und damit der L geschaffen wurde. Dennoch sind die editorischen Leistungen in der DDR, mit denen versucht wurde, Luxemburgs Werk mit dem ML auszusöhnen, unverzichtbare Voraussetzungen für die weitere Luxemburg-Rezeption. Die Quellen und Texte wurden vollständig und unverändert wiedergegeben. Die Interpretationen der Herausgeber sind ihrerseits historische Dokumente. Sie gehören zur Geschichte des L zu einer Zeit, da es bereits um dessen Überwindung ging.

Bibliographie: J.Hochfeld, Marksizm, socjologia, socjalizm. Wybór pism (Marxismus, Soziologie, Sozialismus. Ausgewählte Schriften), Warschau 1982; K.Kinner, »Die Luxemburg-Rezeption in KPD und Komintern«, in: UTOPIE kreativ 129/30, 2001, 595-603; KPP. Uchwały i rezolucji (KPP Beschlüsse und Resolutionen), 3 Bde., Warschau 1953-56; A.Laschitza u. G.Radczun, Rosa Luxemburg. Ihr Wirken in der deutschen Arbeiterbewegung, Berlin/DDR 1971; R.Luksemburg, Rok 1905. Wybór artykułów (Das Jahr 1905. Ausgewählte Artikel), Warschau 1951; dies., Listy do Leona Jogichesa-Tyszki (Briefe an Leo Jogiches-Tyszka), Bd. 1, Einl. v. F.Tych, Warschau 1968; F.Oelssner, Rosa Luxemburg. Eine kritische biographische Skizze, Berlin/DDR 1951; W.Ruge, Stalinismus - eine Sackgasse im Labyrinth der Geschichte, Berlin 1991; E.Thälmann, »Einige Fehler in unserer theoretischen und praktischen Arbeit und der Weg zu ihrer Überwindung«, in: Die Internationale, 14. Jg., 1931, H. 11/12, 481-509; ders., Der revolutionäre Ausweg und die KPD. Rede auf der Plenartagung des ZK der KPD am 19. Februar 1932 in Berlin, Berlin 1932; A.Warski, Wybór pism przemówień (Ausgewählte Schriften und Reden), 2 Bde., Warschau 1958; C.Zetkin, Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution, o.O. 1922.

Holger Politt

II. Die revolutionäre Theorie und Praxis Rosa Luxemburgs dem L, wie ihn der ML konstruierte, zu entreißen, ist immer wieder unternommen worden. Im Folgenden werden diese Anstrengungen von der Nach-Stalin-Zeit bis zur postkommunistischen Ara beleuchtet: ein Ringen darum, den L-Begriff positiv zu wenden und Luxemburgs Platz im »pluralen Marxismus« (W.F.Haug 1985, 11) und mit ihr diesen zur Geltung zu bringen. Weil sie offene Diskussionsräume, die Anerkennung (dis)kontingenter Erfahrungen und eine partizipative Politikentwicklung für ihren Marxismus als unentbehrlich erachtete, bezeichnet Rohit Lekhi sie selbst als »radical pluralist« (1996, 10). Nach dem Untergang des Staatssozialismus ist ihre Forderung nach innerinstitutioneller wie gesellschaftlicher Demokratie erst recht von Belang für einen offenen und integrativen Sozialismus.

1. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs griffen die unterschiedlichen Fraktionen der Linken ihre vormaligen Bewertungen wieder auf. Gestärkt durch den sowjetischen Machtzuwachs unternahmen die KPn, v.a. SED und KPD, neue Bemühungen, die Sicht auf die KPD-Gründerin zu normieren. Die Briefe aus dem Gefängnis (Basel 1945, Berlin 1946) machten eine deutschsprachige Leserschaft mit der politischen Kämpferin und feinsinnigen Frau vertraut, legten sie aber auch auf Stereotype wie das der emotionalen Tierfreundin fest. Die Herausgabe von Die russische Revolution (Hamburg 1948) durch den linken Sozialdemokraten Peter Blachstein war ein Zeichen, dass Luxemburg auch in Westdeutschland zur eigenen Ideentradition gezählt werden konnte.

In Hamburg erschienen 1949 die Luxemburg-Biographien von Max Hochdorf (1930) und Paul Frölich (1939) neu. In der DDR hingegen wurde zum 80. Geburtstag Luxemburgs am 5. März 1951 die Geschichte des L als Feindbild des ML fortgeschrieben (vgl. Oelssner 1951, 211). Damit war die alte Frontstellung wiederhergestellt, auf die z.B. der britische Trotzkist Tony Cliff mit einer Luxemburg-Studie reagierte, in der er eine antistalinistische Lesart von Leben und Werk des »revolutionären Genies, einer Kämpferin und Denkerin« präsentierte (1959/2000, 6). Cliff zitiert aus Zur russischen Revolution die Kritik: »Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution, wird zum Scheinleben, in der die Bürokratie allein das tätige Element bleibt.« (69; GW4, 362) Luxemburg gilt ihm als Verkörperung des Kampfes um die im Manifest formulierte Zielvorstellung einer »Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller« ist (91; 4/482).

Der Brite John Peter Nettl veröffentlichte 1966 eine Luxemburg-Biographie, in der er ihr Leben in die Geschichte der Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens (SDKPiL) und ihrer polnisch-jüdischen »peer group« (1967, 47) einbettet und ihre politische Prägung zwischen der russischen, polnischen und deutschen Sozialdemokratie beschreibt. Nettl will ein »einigermaßen abgerundetes Bild« Luxemburgs als einer »lebendigen und aktiven Persönlichkeit« (32) zeichnen; er zeigt sie als »selbständige politische Denkerin« (29), deren Schriften und Reden zuallererst gegen die »Selbstzufriedenheit und Unbeweglichkeit der deutschen Sozialdemokratie« der Zweiten Internationale gerichtet waren (53). In Luxemburgs Ideen als denen einer »ungestümen Frau«, einer »ewigen Fremden, die vielen Sozialismen angehörte und keinem« (747), seien »auf einmalige Weise vollkommene Treue zum dialektischen Materialismus [...] mit einem uneingeschränkten Bekenntnis zu den humanistischen, befreienden Aspekten der revolutionären Demokratien« vereinigt (792f).

2. Mit einer dreibändigen Edition der Politischen Schriften Luxemburgs (Frankfurt/M 1966-68) bot Ossip K. Flechtheim der Rezeption neues Material. In der Einführung zu Bd. 1 schreibt er, als »Humanistin und Kriegsgegnerin« (1966, 5) habe sie versucht, »einen dritten Weg zu finden zwischen dem Terrorismus der bürgerlichen Revolution und dem Opportunismus der Revisionisten« (27). Gleichsam zwischen den Zeiten lebend habe sie – »eines der nicht sehr häufigen Originalgenies des deutschen Marxismus« – in ihrem Wirken »das Gegeneinander von Reform und Revolution, von Krieg und Frieden, von Gewalt und Humanität« gespiegelt (34). Flechtheims Darstellung, wonach ihr Ringen um eine Synthese ohne »glatte Lösung« (ebd.) blieb, sie voller Illusionen und Irrtümer war, auf die »Schöpferkraft und Würde der Masse« vertraute, eine »Rückkehr zum revolutionären Urkommunismus des Manifestes« (35) forderte und in all dem die »humanistisch-demokratisch-libertären Momente im Sozialismus« (43) verkörperte, verlieh ihr bei nach politischer Orientierung Suchenden eine eigene Anziehungskraft. Flechtheim selbst hoffte mit Blick auf das »sozialistisch-proletarische Klassenbewusstsein« in Italien, Frankreich und England und die »Demokratisierung der kommunistischen Bewegung«, dass sich »neue Kampfformen der Massenaktion bilden, die auf friedlich-evolutionär-gesetzlichem Wege zur Entfaltung der Planwirtschaft und Nationalisierung, zu Mitbestimmung und Demokratisierung der Bildung führen« (41).

Susanne Hillmann stellte 1970 Schriften zur Theorie der Spontaneität von Luxemburg zusammen, wobei sie im Nachwort die Verbindung »Masse – Mehrheit – Demokratie« als »Ausgangspunkt ihrer Theorie« heraushebt (235). Jürgen Hentze folgte 1971 mit Übersetzungen von auf Polnisch verfassten Schriften unter dem Titel Internationalismus und Klassenkampf, mit denen ihr Wirken, so Hentze einleitend, in der »polnischen Sozialdemokratie als Teil ihres gesamten politischen Handelns« zugänglich gemacht und eine Annäherung an die »polnische Frage« ermöglicht werden soll (18). Die in der DDR herausgegebene fünfbändige Werkausgabe (GW, 1970-75) und später die fünfbändige Briefedition (GB, 1982-84) erweiterten die Materialbasis der Rezeption.

In Italien, wo das gesellschaftliche Klima eine Hegemonie der Linkskräfte zu ermöglichen schien, weckten die von Luxemburg aufgeworfenen Fragen der Revolutionstheorie und der Organisation besonderes Interesse. 1967 präsentierte Lelio Basso seine Studie Rosa Luxemburgs Dialektik der Revolution (dt. 1969), in der er als Schlüssel ihrer revolutionären Strategie die »Erneuerung der dialektischen Einheit von Tageskampf und revolutionärem Endziel« (54) herausarbeitet. Diese erscheint ihm bedeutsam im »gleichzeitigen« Kampf gegen »den Opportunismus und den Revisionismus [...], die die Mehrheit des westlichen Proletariats in die völlige Kapitulation gebracht haben, sowie gegen den pseudomarxistischen Extremismus, der die notwendigen Vermittlungen ignoriert und die totale Revolution ›hier und heute will‹ (148). In Frankreich, wo ebenfalls eine linke Hegemonie möglich schien, führt Gilbert Badia die Arbeiten Luxemburgs mit Le Spartakisme (1967), das sich auf deren »letzte Jahre« konzentriert, in die politische Debatte ein. Später stellt er heraus, dass Luxemburg die bolschewistische Revolution befürwortete, jedoch in der Agrarfrage, der Frage des nationalen Selbstbestimmungsrechts und beim »Problem von Freiheit und Demokratie« eine »tiefgreifende politische Divergenz« mit Lenin bestanden habe (1974, 202f). Die »Diktatur des Proletariats« sei für sie dann »sozialistische Demokratie«, wenn sie »von den großen Massen ausgeübt [wird], das heißt: von der gesamten Klasse, nicht von einer Handvoll Revolutionäre« (203). Gleichwohl erhärtet Badia 1975 in seiner Biographie der »journaliste, polémiste, révolutionnaire« seine Ansicht, dass ihre Gegnerschaft zu Lenin keine grundsätzliche theoretische Frontstellung war, sondern eine auf die genannten Fragen konzentrierte Auseinandersetzung (325f). In der Frage nach den emanzipatorischen Subjekt- und Aktionsformen fand eine anarcho-kommunistische Rezeption der Luxemburgschen »spontanéité révolutionnaire« statt, so zeitweilig in Frankreich, als die »Arbeiterklasse und ganz besonders der »jugendliche« Flügel aus sich heraus auf der Suche nach eigenen Kampfmitteln« war (Guérin 1971, 89).  

Die Initiative zur internationalen Zusammenführung der verschiedenen Lesarten ging von Basso aus, der in den Ausführungen zur »konkreten Totalität« und zu »Modalitäten des revolutionären Prozesses« eine wesentliche Erweiterung marxistischen Denkens sieht (1974, 21). Für Luxemburg hätten die »widersprüchlichen Tendenzen der kapitalistischen Entwicklung stets die Kopräsenz der widersprüchlichen Notwendigkeiten« eingeschlossen, was die Arbeiterklasse vor die Aufgabe stelle, sich »zwischen der Totalität, d.h. dem Endziel, und dem rein reformistischen Empirismus, der die Unterwerfung unter die Integrationslogik des Systems impliziert«, zu bewegen (37). Luxemburgs Beitrag zur Beziehung zwischen Sozialismus und Demokratie sei von »bleibender Bedeutung«, da sie den Sozialismus als »Umkehrung der gegenwärtigen Verhältnisse zwischen herrschendem Produkt und beherrschtem Produzenten und als Eroberung der Kontrolle des kollektiven gesellschaftlichen Prozesses durch die Arbeiter« auffasst (40). Johannes AGNOLI (1974) interessiert sich für die Bedeutung ihres Denkens »jenseits und außerhalb des Leninismus« (274) und fragt nach der »Übereinstimmung ihrer theoretischen Ergebnisse mit den Erfahrungen aus dem gegenwärtigen Kampf« (276).

Das Projekt Klassenanalyse (PKA) rekonstruiert in Rosa Luxemburg. Die Krise des Marxismus (1975) den »Vermittlungszusammenhang zwischen Luxemburgs Verständnis und Interpretation des wissenschaftlichen Sozialismus, ihrer Analyse der Klassenverhältnisse und ihrer Grundkonzeption revolutionärer Taktik« (8). Luxemburgs Instrumentalisierung durch »linke Sozialdemokraten« oder »Sektierer« abwehrend, kritisiert das PKA auch die von Kommunisten vorgenommene »Zerfledderung der theoretisch-politischen Auffassung Luxemburgs in einzelne zusammenhanglose Seiten«, die allein auf die »weltgeschichtliche Totenbeschwörung zur Wiederentdeckung des Geistes der Revolution« abziele (ebd.).

Jaček Ossowski (1971) misst Luxemburg mit ihrer These vom »Selbstzentralismus« und der »Theorie von der Organisation als Prozess« einen Lenin überragenden Rang bei (54). Giselher Schmidt betont, dass Luxemburg mit ihrem »Bekenntnis zu dem Prinzip der Meinungs- und Gewissensfreiheit« und dem »Gedanken, dass der Mensch das Maß aller Dinge« sei, der »freiheitlichen Demokratie näher als dem Totalitarismus« stehe (1971, 141). Während eine 1977 in Frankfurt/Main angenommene Dissertation sich gegen den »›undogmatischen‹«, nur auf den allgemeinen Idealen fußenden Sozialismus« wendet und Luxemburgs Satz »Die Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden« als bloße »Anmerkung am Rand« abtut (v.Mutius 1978, 8), sieht Norman Geras in Luxemburg eine »Vorkämpferin für einen emanzipatorischen Sozialismus« und für die »Freiheit für eine Vielfalt von Tendenzen und Parteien innerhalb der Diktatur des Proletariats« (1979/1996, 160). Oskar Negt schreibt 1976 kämpferisch: »Die große Lüge der Gegenwart lautet: Freiheit statt Sozialismus.« (595) Denn die historische Einsicht zeige, »dass der Kapitalismus auf lange Sicht mit Freiheit, menschlicher Würde und Demokratie nicht vereinbar ist« (ebd.). Daher: »Keine Demokratie ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Demokratie« (ebd.). Er erinnert an die Facetten ihrer bekannten Worte: »Den kategorischen Imperativ jeder sozialistischen Demokratie, ›worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist‹, hat Rosa Luxemburg formuliert: ›Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für die Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der ›Gerechtigkeit‹, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt‹.« (609; Zitat korrigiert nach GW 4, 359, Anm. 3)

3. In den 1980er Jahren wurden außerhalb der Länder des Staatssozialismus – neben einer Arbeit über die Beziehung Luxemburgs zu Paul Levi (Quack 1986) und feministischen Diskussionen ihres Denkens und ihrer politischen Praxis (Dunayevskaya 1981), ihrer Imperialismus-Theorie (v. Werlhof / Mies / Bennholdt-Thomsen 1983), ihrer Kritik von Gewalt (Neusüss 1985), ihrer Politik der Frauen (F.Haug 1988) – v.a. Popularisierungen veröffentlicht. Die Geschichte der Rosa L. von Frederik Hetmann erschien zwischen 1976 und 1987 in sechs Auflagen und führte viele Jugendliche an Luxemburg heran. Der Luxemburg-Film von Margarethe von Trotta (1986) zeichnet ein sympathisches Bild der Revolutionärin und »Schwierigkeiten«, mit ihr »umzugehen« (Schmiederer 1986, 42). Die Unabgeschlossenheit ihrer Weltanschauung positiv begreifend, erschlossen sich undogmatische Linke eine »Utopie des Sozialismus«, die, da der »realexistierende Mangelsozialismus« hier gar nichts helfe, von »der hiesigen Gesellschaft« ausgehen müsse (ebd.).

Im September 1980 gründete sich – initiiert von Narihiko Ito und unterstützt von Badia, Claudie Weill, Theo Pinkus, Irène Petit, Michael Löwy und Feliks Tych – in Zürich die Internationale Rosa- Luxemburg-Gesellschaft mit dem Ziel, ein Netzwerk von Wissenschaftlern zu schaffen, um »1. die Forschungsergebnisse und Meinungen über Rosa Luxemburg frei auszutauschen, 2. die Demokratisierung des realexistierenden Sozialismus zu fördern, 3. die kritischen Standpunkte gegenüber dem kapitalistischen System festzustellen und 4. den Kalten Krieg in der Wissenschaft zu überwinden« (Ito 2002, 12). Die Gesellschaft richtet an wechselnden Orten internationale Tagungen aus, so etwa 1994 ihre 6. Tagung in Peking unter dem Motto Die Freiheit der Andersdenkenden (vgl. Bergmann / Rojahn / Weber 1995). Yin Xuyi fasst dort vor dem Hintergrund der Situation in China die »Freiheit der Andersdenkenden« als eine »theoretisch unexakte« Aussage auf, mit der die »Meinung der Minderheit toleriert und geschützt werden« solle, hinter der aber keine klare Definition der »Begriffe ›Gegner‹ und ›Andersdenkender‹« stehe (ebd., 109). Zhou Maoyong hingegen interpretiert die Formulierung als die »philosophische Grundlage und die Garantie des intensiven, politisch aktiven Lebens der Massen« (ebd., 112). Es sei »eine philosophische These; in der Praxis, besonders im politischen Leben verlangte Rosa Luxemburg niemals eine uneingeschränkte Freiheit« (ebd.). Als »herausragende undogmatische Marxistin« habe sie die Demokratie »radikaler« aufgefasst als »all das, was heute in der Welt praktiziert wird« (113). Aus Sicht von Tibor Szabó hat die »russische und osteuropäische Form des Sozialismus« (ebd., 127) die historische Erfahrung vermittelt, dass die »Diktatur des Proletariats für die Errichtung einer neuen Gesellschaft nicht ausreicht«, vielmehr sei es »ohne die aktive, spontane Teilnahme der Massen am politischen Entscheidungsprozess nicht möglich [...], eine demokratische Gesellschaft zu errichten« (130). – Weitere Tagungen wurden von Theodor Bergmann und Wolfgang Haible (1997) und später auch von Annelies Laschitza, Ito, Stefan Hochstadt und Ottokar Luban in Sammelbänden (2002, 2007 u. 2010) dokumentiert und können als Versuche einer Selbstverständigung innerhalb der in der Globalisierung verbundenen und zugleich regional segmentierten Luxemburg-Forschung gelesen werden. Im Band China entdeckt Luxemburg (2007), über die Tagung in Guangzhou 2004, sind die Diskussionen um die Demokratievorstellungen Luxemburgs im Vergleich mit den Konzepten der KPCh zur »innerparteilichen Demokratie« und zur »sozialistischen Demokratie im Staate« von besonderem Interesse.

4.         Der Einbezug Antonio Gramscis gab der Rezeptionsgeschichte eine Wendung, die sich in der 1985 in Hamburg durchgeführten Konferenz über den Beitrag von Luxemburg und Gramsci zum marxistischen Denken spiegelt (vgl. Die Linie, 1989). Eine Formulierung von Peter Weiss aufgreifend, stellte die im Kreis der Zeitschrift Das Argument begonnene Ausarbeitung der »Linie Luxemburg-Gramsci« zwei in den Denktraditionen der italienischen bzw. deutschen Linken jeweils an den Rand gedrängte Köpfe in einen Zusammenhang. Ganz im Sinne der von Weiss benannten »Voraussetzung: Aufklärung der historischen Fehler – die lebendige kritische Wissenschaft, Ablehnung jeglicher Illusionsbildungen, Idealismen, Mystifikationen« (1981, 608) ging von beiden, die sowohl Theoretiker als auch Parteifunktionäre waren, in der Zusammenschau eine belebende Kraft für die ansonsten weithin in Lagern erstarrte Diskussion gesellschaftlicher Umwälzung aus. Diese Sichtweise zielt auf die Erringung gesellschaftlicher Hegemonie in der zu überwindenden Herrschaftsordnung und die Ausweitung der Selbsttätigkeit der unterdrückten Menschen. Luxemburg habe den Staat aus der »Perspektive seines Absterbens« analysiert und damit der Partei die Aufgabe gestellt, »nicht ein Ganzes werden zu wollen (das führt zum Stalinismus), sondern die Parteiexistenz durch Dezentralisierung/Abbau des Staates aufzuheben« (Elfferding 1989, 138).

5.         Indem 1988/89 Teile der DDR-Opposition das Luxemburg-Motto »Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden« aufgriffen und zur Berufungsinstanz ihrer Kritik machten, verband sich der Name der Gründerin der KPD mit dem Ende des DDR-Staatssozialismus. Die an die SED gebundene Luxemburg-Rezeption wandelte sich nachholend und wurde zu einem Bestandteil des Transformationsprozesses zur PDS. Laschitza gab 1990 die bereits in GW 4 enthaltene Schrift Zur russischen Revolution erstmals separat heraus, um die »Auseinandersetzung mit der entsetzlichen Verletzung demokratischer Prinzipien bis in die jüngste Vergangenheit [zu] unterstützen und die Richtung der kritischen Überwindung eigener Interpretationsschwächen an[zu]zeigen« (32). Der mit der offiziellen Lesart in der DDR verbundene Umgang mit Luxemburg habe gezeigt, dass dort »generell nicht freimütig und offen und ohne diskriminierende Folgen über theoretische Probleme wie das Verhältnis von Partei, Klasse, Masse, Spontaneität und Bewusstsein, Reform und Revolution, Demokratie und Sozialismus diskutiert wurde und kontroverse Meinungen keine Toleranz erwarten durften« (1991, 452).

Über die Selbstkritik der SED hinaus wurde Luxemburg zum Orientierungspunkt für die Linke insgesamt. In der Phase der Etablierung der PDS erfolgte neben den programmatischen Erklärungen eine Auseinandersetzung, die bes. das Verhältnis von Demokratie und Sozialismus betraf. Diese Suchbewegung umfasste Positionen, die »sozialistische Demokratie« als »Herrschaft der ganzen revolutionären Klasse als einer großen Mehrheit und nicht einer Stellvertretergruppe« definieren (Bierl 1991, 87).

Die klare Frontstellung Luxemburgs gegen den Reformismus der Sozialdemokratie, ihr konsequenter Antimilitarismus, aber v.a. ihre Bejahung der russischen Oktoberrevolution sowie ihre Rolle bei der KPD-Gründung blieben auch nach 1989/90 ein Stachel für die Sozialdemokratie. Willy Brandt nennt Luxemburg 1989 eine »radikale Sozialistin«, der allerdings während der Novemberrevolution 1918 »kein wirklichkeitsnahes Programm« zur Verfügung gestanden habe. Stattdessen habe sie ihr »mangelndes Realitätsbewusstsein« durch eine »aggressive Sprache« kompensiert (352). Zugleich rechnet Brandt ihr positiv an, dass sie sich dem »spezifisch russischen Revolutionsmodell« nicht habe unterwerfen wollen; auch müsse ihrer »Vorstellung von Sozialismus« eine »ethische Dimension« zugebilligt werden (ebd.). Eine ›Rückkehr‹ Luxemburgs in die SPD nach der Art von Paul Levi hielt Brandt für unmöglich; er bezeichnet sie als »tragische Gestalt einer leidenschaftlichen europäischen Revolutionärin« (357). Der Gewerkschaftshistoriker Manfred Scharrer liest ihr Plädoyer für »sozialistische Demokratie« als »heilloses begriffliches Verwirrspiel«, weshalb sie sich nicht als »Vorbild für eine demokratische Sozialistin« eigne (1991, 474).

Es gab Ost-West-Unterschiede innerhalb der SPD: Helga Grebing (West) spricht Luxemburg ein »historisches Projekt der Erziehung des Menschengeschlechts zu Freiheit und Solidarität« zu (1991, 71). Wolfgang Thierse (Ost) spricht von der »Aktualität« Luxemburgs, »wenn es um – zunächst unorganisierte – Massenaktivitäten geht«, und sieht in ihrem Wirken ein »ausgesprochen aktivistisches und aktivierendes Element« (1992, 7). Er warnt zugleich davor, »sie nun zur lupenreinen Sozialdemokratin zu erklären, alle Differenzen und Probleme wegzuwaschen und womöglich ihren letzten politischen Schritt, die Mitgründung der KPD als vernachlässigenswerten Irrtum zu behandeln« (ebd.), betrachtet sie aber als »Schlüsselfigur«, »die in Deutschland den Versuch eines ›dritten Weg‹ es zwischen bolschewistischem Zentralismus und sozialdemokratischem Reformismus anstrebte« (12). Grebing verneint im Zusammenhang mit den Diskussionen um ein Luxemburg-Denkmal in Berlin alle Aktualität (2000, 26). Bernd Faulenbach rät zur lediglich »historischen Beschäftigung mit Rosa Luxemburg und ihrer Zeit« (2003, 87).

Die organisatorische Sammlung der in der DDR sozialisierten Linken und die politische Öffnung in die alte BRD hatte in den frühen 1990er Jahren eine Wiederbesinnung auf Luxemburg zur Folge, die mit Tendenzen zur Idolisierung und Romantisierung einherging (zur Kritik vgl. Grieger 1994). International wurden wohlwollende Biographien veröffentlicht, so von Richard Abraham (1989), Elzbieta Ettinger (1986, dt. 1990), Max Gallo (1992, dt. 1993) und Anna Bisceglie und Dario Renzi (1997). Auch Laschitza legte 1996 eine neue Biographie vor. Mit den Arbeiten von Carlo Grippa (Rosa Luxemburg. Dalla storia alla memoria, 1993) und Virve Manninen (Sozialismus oder Barbarei? Der revolutionäre Sozialismus von Rosa Luxemburg 1899-1919, 1996) erfolgte eine inhaltliche Neuaneignung.

Dass sich die parteinahe Stiftung der PDS 1999 entschloss, sich den Namen Rosa-Luxemburg-Stiftung zu geben, signalisierte ebenso Aufbruch wie Tradition und Entschlossenheit, als nähme sie Luxemburgs Diagnose von 1917 als Programm: Der Grund für den Zusammenbruch ist zu ermitteln, »die politischen Wurzeln des Bürokratismus und der ganzen Entartung der Demokratie in der alten Partei aufzudecken und an sie die Axt zu legen« (GW 4, 272f). Die marxistische Theoriezeitschrift New Left Review gründete sich 2000 neu und ließ auch die Zählung mit Heft 1 neu beginnen. Im Editorial zieht Perry Anderson Bilanz über vier Jahrzehnte und die Zeit, in der ein linkes Organ groß wurde. Er berichtet von der Austrocknung marxistischer Tradition, aber erinnert auch an das »theoretische Fieber«, das nach Stalins Tod ausgebrochen war. Unter den neu entdeckten alternativen Traditionen eines revolutionären Marxismus stand an erster Stelle die Luxemburgistische: »Alternative strands of a revolutionary Marxism linked to mass politics – Luxemburgist, Trotskyist, Maoist, Council Communist – started to circulate.« (3)

6. Die Veröffentlichung von Einzelschriften und Textsammlungen auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch und Chinesisch beförderten die internationale Verbreitung des Luxemburgschen Denkens. Einführungen z.B. von Jörn Schütrumpf (2006), Harry Harmer (2008), Dietmar Dath (2010) und Jason Schulmann (2013) werben für ihr Werk. Im Vorgriff auf GW 6 (2014) hat Holger Politt weitgehend unbekannte Texte aus dem Polnischen übersetzt und unter den Titeln Das unabhängige Polen und die Arbeiterfrage (2011) und Nationalitätenfrage und Autonomie (2012) veröffentlicht. Peter Hudis begann 2013 mit einer 14-bändigen englischen Gesamtausgabe.

Die Demokratiefrage ist in der Rezeption unvermindert von Belang. Luban sieht bei Luxemburg ein »basisdemokratisches Konzept der proletarischen Massenbewegung« (2008, 19), das sich auch in ihrem eindeutigen »Bekenntnis zum Mehrheitsprinzip im Rätesystem« ausdrücke. Überhaupt sei ihr sozialistisches Demokratieverständnis »auf die Freiheit des Einzelnen orientiert und setzt durch die politische Machteroberung der Mehrheit der Arbeiterklasse gesicherte demokratische Verhältnisse voraus« (24). Neu stellt sich die Frage Sozialreform oder Revolution?, für deren Beantwortung Luxemburg freilich keinen »Generalschlüssel« bereithält (Wagner 2002, 177). Frigga Haug nimmt ihr »Konzept revolutionärer Realpolitik« auf: »Im Bestehenden Politik zu machen, politisch handlungsfähig zu sein in der Perspektive einer großen Veränderung« (1995, 88), erfordere den »Kampf um die Hegemonie im Volk« (93); dies wiederum bedürfe der »wissenschaftlichen Analyse«, des »genauen Studiums der Bewegungen in der Gesellschaft« wie auch der »Presse/Öffentlichkeit«, um »Wissen und Informationen über reale Entwicklungen so zu verbreiten, dass begreifendes Erkennen als selbsttätiger Prozess möglich wird« (95). Haug erweiterte ihre Vorträge auf den Konferenzen der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft in dem Buch Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik (2007). Im Vorwort zur spanischen Übersetzung hebt Montserrat Galceran (2013) als Besonderheit an Haugs Buch hervor, dass Luxemburg hier von »feministischem Standpunkt, vom sozialistischen, von dem einer marxistischen Intellektuellen« aktualisiert werde; es sei »keine bloß historiographische, noch biographische Studie über Luxemburg, sondern eine Diskussion mit ihr über einige wichtige Fragen aktueller Politik« (6). In dem Projekt Vier-in-einem-Perspektive (2008) baut Haug drei Dimensionen Luxemburgschen Denkens weiter aus: die Dialektik von Nah- und Fernziel, ihren Vorschlag, unterschiedliche Bereiche in Verknüpfung zu denken und entsprechende politische Strategien zu verfolgen, vermittelt mit ihrer »revolutionären Realpolitik«. Dieser Ansatz fand mit den Sammelbänden von Michael Brie (Radikale Realpolitik. Plädoyer für eine andere Politik, 2009) und Helge Buttkereit (Utopische Realpolitik. Die Neue Linke in Lateinamerika, 2011) Fortsetzung und Vertiefung.

Wolfgang Fritz Haug arbeitet die Besonderheit Luxemburgscher Dialektik heraus: »Anders als die gleichgewichtsgläubigen sozialdemokratischen Theoretiker sieht Luxemburg glasklar die Stolperbewegung der unaufhebbaren Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Produktion, die allenfalls ›wie ein Taumelnder, durch lauter Zuviel und Zuwenig, durch lauter Preisschwankungen und Krisen ihren Aufgaben gerecht wird‹ (GW 5, 424).« (2005, 237) Sie interessiere sich »wie Marx fürs Nichtlinear-Plötzliche, Unvorhergesehene (vgl. 506f u.ö.), das einen Zeitsprung realisiert« (ebd.).

Unterm Eindruck der globalen Krise zu Beginn des 21. Jh. gab Ingo Schmidt (2013) – 100 Jahre nach Erscheinen von Luxemburgs Akkumulation des Kapitals – einen Sammelband zur Aktualität von ökonomischer Theorie, Imperialismuserklärung und Klassenanalyse heraus. Ricardo Bellofiore lässt die innermarxistischen Meinungsunterschiede über ihr erweitertes Reproduktionsschema und ihre vermeintliche Zusammenbruchsthese hinter sich und sieht Luxemburg als »Wegbereiterin einer makromonetären Theorie der Ausbeutung, Akkumulation und Krise« (ebd., 47). Paul Joseph Le Blanc zufolge finden sich bei Luxemburg ökonomische Erklärungen für die globale Gewalt des Imperialismus und Militarismus, die sich noch immer in den »grauenhaften Realitäten und Auswirkungen des kapitalistischen Akkumulationsprozesses« zeigen (ebd., 80). Die Erhaltung der kapitalistischen Reproduktionsfähigkeit durch die »fortwährende Okkupation eines nicht-kapitalistischen Anderen« verschiebe, so Klaus Dörre, den »analytischen Fokus von der Statik zur Dynamik kapitalistischer Gesellschaften« (ebd., 83). Den Zugang zu diesem Verständnis habe Luxemburg mit ihrer »systematischen Berücksichtigung nichtkapitalistischer Milieus« (110) geliefert. Ihr Kapitalismusverständnis sehe keine lineare »Totalisierung der Marktvergesellschaftung« am Werk, sondern erkenne eine »Hierarchie von Produktionsweisen und Ausbeutungsformen« (111). Statt eines »naiven Produktivkraftoptimismus« erkenne sie »den Eigenwert nichtkapitalistischer Produktionsweisen und Lebensformen« an, was mit einer »Annäherung an ein plurales Verständnis sozialer Antagonismen und antikapitalistischer Bewegungen« (112) einhergehe. Damit geraten für die politische Praxis »Gegenbewegungen [...] prekarisierter Gruppen« außerhalb der organisierten sozialistischen oder gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung in den Blick, etwa im »globalen Süden« und in den »kapitalistischen Zentren« (ebd.).

Theoreme aus der Akkumulation des Kapitals fanden deswegen gerade auch in den BRIC-Staaten Aufmerksamkeit. He Ping z.B. erkennt an, dass Luxemburg die Kolonisierung Chinas in ihrer Dialektik – Öffnung nach Westen und kapitalistische Modernisierung bei Verlust von traditionellen Strukturen und von Souveränitätsrechten – analysiert und damit das »Kernproblem von Chinas Modernisierung im 20. Jh. herausgearbeitet« habe (2010, 45). In Brasilien, wo einzelne Schriften wie Sozialreform oder Revolution?, Die Akkumulation des Kapitals und Nationalitätenfrage und Autonomie veröffentlicht worden waren, interessierte u.a. die Verbindung zwischen kapitalistischer Modernisierung in der Landwirtschaft und Expropriierung traditionaler Gemeinschaften, die sich politisch in der »Bewegung der landlosen Landarbeiter« ausdrückt. Isabel Loureiro sieht in der »Verteidigung der direkten Aktion und der Erfahrungen der Massen« (2006, 230), der »radikalen Demokratie« (231) und des »Sozialismus als Alternative gegen die kapitalistische Barbarei« (234) Aspekte der von Luxemburg entwickelten revolutionären Realpolitik. Luxemburgs Aktualität ergibt sich für Loureiro auch aus der Vorwegnahme der Dependenztheorie und einem erweiterten Verständnis der kolonialen Ausbeutung als Aneignung von Räumen, die »vor kurzem noch im »Naturzustand« waren« und deren »natürliche Ressourcen« nun in ein » ›zukünftiges Monopol‹ « verwandelt werden (2013, 118).

Nach dem Sieg des Neoliberalismus und dem Offenbarwerden einer Weltwirtschaftskrise wird Luxemburg zunehmend als Theoretikerin neu entdeckt und anerkannt. Georg Fülberth gibt ihr in seiner Marxismus-Einführung von 2014 eine Bedeutung über Marx hinaus: »Im 21. Jahrhundert werden die in [...] Die Akkumulation des Kapitals angestellten Rechenoperationen [...] weniger interessieren als die in ihm enthaltene Theorie der permanenten Überakkumulation. Sie ist zwar schon bei Marx angelegt, er beschränkte sich aber auf die zyklischen Wirtschaftskrisen. Bei Luxemburg hingegen ist Überakkumulation auf Dauer gestellt und innerkapitalistisch nicht zu beseitigen. Die gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts und auch die Finanz- und Wirtschaftskrisen seit 2007 erscheinen wie ein Beleg dieser Behauptung. Wer sie historisch nachzeichnet, findet alles, was bei Luxemburg dargelegt ist: Waren- und Kapitalexport, Kriege, Imperialismus. Dass Kapitalmassen, die nicht mehr in der Produktion investiert werden, eine virtuelle Welt generieren und dort zeitweilige Entlastung mit anschließendem Crash hervorrufen würden – die Herrschaft der Finanzmärkte [ist] mit ihrer Theorie erklärbar« (2.A., 2015, 41) Fülberth fährt fort: »Mit Rosa Luxemburg ist folgende Frage erstmals explizit gestellt: Kann für den akkumulierten Mehrwert im Kapitalismus ausreichende Nachfrage ohne internationale Expansion und ohne militärische Destruktion geschaffen werden? Die Antwort von Rosa Luxemburg ist eindeutig: nein. Historisch hat sie bis heute Recht behalten.« (43)

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Manfred Grieger

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