Protestgründe seitens der migrantischen Arbeiterinnen und Arbeiter gab es Anfang der 1970er-Jahre zuhauf. Doch stellte Streiken, gerade das «wilde» Streiken ohne Gewerkschaft und ohne Tarifverhandlung (aber auch schon Alltagsdissidenz) für die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter ein weitaus größeres Risiko dar als für Kolleginnen und Kollegen mit bundesdeutscher Staatsbürgerschaft. [...]
Der lange, migrantisch geprägte, Streiksommer 1973 war das letzte Aufbäumen einer Streikwelle vor allem in der Automobilbranche, die sich im globalen Maßstab etwa von 1968 bis 1974 erstreckte. [...]
Die spontanen, vor allem von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern getragenen Streiks in Mannheim und Umgebung weisen zwei Spezifika aus, die es lohnenswert machen, die Ereignisse zu untersuchen: Zum einen ist dies der frühe Zeitpunkt der regionalen Streikwelle im Mai 1973 im Verhältnis zu den bekannten Streiks (z.B. bei Pierburg in Neuss und Ford in Köln) im Spätsommer und Frühherbst desselben Jahres. So ist man versucht, in der Reihe der größeren spontanen Ausstände die Mannheimer Streiks als Einleitung eines «der denkwürdigsten Kampfzyklen in der westdeutschen Klassengeschichte» zu interpretieren.
AUTOR:
Torsten Bewernitz (Jg. 1975), Politikwissenschaftler, lehrt zurzeit an der Hochschule Darmstadt am Institut für Soziale Arbeit, Redakteur bei express. Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit.
Dem ist aber entgegenzuhalten, dass bereits im Februar und Anfang März ähnlich spontane Streiks in Duisburg und Dortmund stattfanden.
Des Weiteren war mit Ausständen in 29 Metallbetrieben allein im Mai 1973 die Zahl der «wilden» Streiks hier außergewöhnlich hoch. Die greifbaren Quellen zeigen auf, dass schon in den regionalen Streiks in der Rhein-Neckar-Region Forderungen vorgebracht wurden, die bis heute relevant sind, wie etwa die nach equal pay sowohl in geschlechtlicher als auch in migrantischer Hinsicht [...]
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Zuerst erscheinen in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft 1/2016, www.arbeit-bewegung-geschichte.de. Wir danken für die Erlaubnis zur Veröffentlichung!