„Weil wir uns jetzt unsere Räume selber nehmen, unsere Bühne selber schaffen“

„Drei Tage voller Programm, drei Tage Input und Output, drei Tage Freiraum. Viele Eindrücke konnten gewonnen werden, viele Fragen haben sich aufgetan, einige sind vielleicht auch beantwortet worden. Wir möchten, dass die Diskussionen nicht abreißen, sondern auch außerhalb des Ladyfest weitergeführt werden“, so eine Organisatorin.
Ladyfeste stehen in der Tradition der Riot Grrrl-Bewegung und bieten Raum für queer-feministische Kritik und Praxis. queer bedeutet „seltsam, sonderbar“, aber auch „gefälscht, fragwürdig“. Als Schimpfwort für Lesben, Schwule und Transgender legt der Begriff nahe, Homosexuelle seien „Falschgeld“, mit dem die straight world, die Welt der „richtigen“ Frauen und Männer, getäuscht werden soll. Queere Kritik stellt heterosexuelle Normen und Hegemonie grundsätzlich in Frage. Bei den Ladyfesten geht es daher um antisexistisches, feministisches Handeln im Alltag, um Selbermachen statt Konsum, die Vernetzung von Frauengruppen und das Sichtbarmachen von Mädchen und Frauen in Popkultur, Kunst- und Musikszene. Seitdem das erste Ladyfest 2000 in den USA gefeiert wurde, finden die Festivals immer häufiger in Europa und seit 2003 auch in Deutschland statt. In 2008 NRW gab es ein weiteres in Mühlheim, noch eins ist für August in Düsseldorf geplant. Eingeladen sind alle Geschlechter, einzelne Workshops werden gezielt für Frauen angeboten.
Die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW finanziell unterstützten Veranstaltungen waren mit durchschnittlich 30 Personen gut besucht und geprägt von gegenseitigem Respekt, Diskussionsfreude und angenehmer Atmosphäre. Sebastian Scheele referierte zu antisexistischer Jungen- und Männerarbeit, Small Town Boy klärte über die gesetzlichen Rahmenbedingungen von Transgender auf und stellte Strategien für Transgender und Angehörige vor. Alexandra Harstall von AZADE, einem interkulturellen Treff von Mädchen für Mädchen, berichtete über die Situation illegalisierter Migrantinnen in der Hausarbeit, Meike Günther referierte zu Antisemitismus und Geschlecht. Ergänzt wurde das Programm durch Ausstellungen, wie die der Künstlerin Marianne Pitzen, Gründerin des Frauenmuseums Bonn. Abends fanden Lesungen, z.B. von „Hot Topic“-Herausgeberin Sonja Eismann, und Konzerte statt. Es gab ein breites Angebot an Workshops, von der Selbstverteidigung bis zum Schrottschweißen.
Als ein wichtiger Initiator kritischer Auseinandersetzung und (Selbst-)Reflexion, trug auch dieses Ladyfest dazu bei, die emanzipatorische Handlungsfähigkeit im Alltag zu stärken.  
Isolde Aigner