Schließlich ging sie doch zu Ende: Vor einem Jahr wurde nach mehr als 34 Jahren die letzte Folge von Deutschlands ältester Fernsehserie ausgestrahlt. Seit 1985 versuchte die „Lindenstraße“ bundesrepublikanische Realität abzubilden: Jahrelang wachte Hausmeisterin Else Kling über Sitte und Anstand im Haus Nr. 3, servierte Vasily im „Akropolis“ Gyrosteller und verbrannten Mutter Beimer jedes Jahr zu Weihnachten die Rabenkekse.
Doch die „Lindenstraße“ war immer mehr als eine gewöhnliche Soap, die Macherinnen und Macher wagten sich stets auch an gesellschaftlich brisante Themen. Als die Serie 1987 den ersten schwulen Kuss im deutschen Fernsehen zeigte, erhielten die beiden Darsteller anschließend Morddrohungen. In den 1990er Jahren gründete Altnazi Onkel Franz die Partei „Patrioten für Deutschland“, mehrfach wurde das Schicksal von Geflüchteten in der Serie thematisiert. Zuletzt kämpften die Bewohnerinnen und Bewohner der Lindenstraße gegen die Gentrifizierung ihres Viertels.
Aber geht das: Politisch sein und gleichzeitig unterhalten? Kann das Unterhaltungsformat Fernsehen so auf Zuschauerinnen und Zuschauer einwirken, dass sie zu mündigen, Haltung zeigenden Subjekten werden? Was hat den Erfolg ihres gesellschaftskritischen Ansatzes ausgemacht, der ja über die gesamte Ära beibehalten wurde? Kann man überhaupt messen, inwiefern die „Lindenstraße“ zur Politisierung und zur Problemsensibilisierung beigetragen hat? Und: Wie spiegelte sich bundesrepublikanische Geschichte in der Serie wider? Diese und andere Fragen wollen wir mit Ensemble-Mitgliedern und einem Historiker diskutieren.
Mit:
- Georg Uecker ist Schauspieler. In der „Lindenstraße“ verkörperte er seit 1986 die Figur Carsten Flöter.
- Sara Turchetto ist Schauspielerin. Sie gehörte dem „Lindenstraßen“-Ensemble seit 1998 an und spielte dort die Rolle der Marcella Varese.
- Cosima Viola ist Schauspielerin. In der „Lindenstraße“ war sie seit 2001 Jaqueline „Jack“ Aichinger.
- Gunnar Solka ist Schauspieler. Er spielte in der „Lindenstraße“ seit 2004 den Friseur Peter „Lotti“ Lottmann.
- Dr. Marcel Bois ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Privat verfolgte er die „Lindenstraße“ viele Jahre lang.
- Moderation: Dr. Salvador Oberhaus ist Historiker, „Lindenstraße“- Augenzeuge der ersten Stunde, und stellvertretender Leiter des nordrhein-westfälischen Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gemeinsam mit Marcel Bois verfasste er im vergangenen Jahr einen Nachruf auf die „Lindenstraße“, der hier nachzulesen ist.
Die Gesprächsrunde übertragen wir am Sonntag, den 11. April 2021, um 18:50 Uhr live aus dem Artheater in Köln. Sie wird als reine Online-Veranstaltung stattfinden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Link zur Übertragung: YouTube-Kanal RLS NRW
Fragen an die Gäste können über den Chat gestellt werden. Die Fragen werden während der Diskussion gesammelt und im Laufe der Veranstaltung vorgelesen.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland Pfalz, Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg und des Artheater Köln. Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
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