Seit dem Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WGBU) von 2011 ist der Begriff der sozial-ökologischen Transformation in Deutschland populär geworden. Er bezeichnet „einen fundamentalen Wandel, der einen Umbau der nationalen Ökonomien und der Weltwirtschaft […] vorsieht, um irreversible Schädigungen des Erdsystems sowie von Ökosystemen und deren Auswirkungen auf die Menschheit zu vermeiden“.
Das Wie (z.T. auch das Ob) ist umstritten, wie die endlosen nationalen und internationalen Debatten sowie die diversen, nur teilweise erfolgreichen Anläufe zu internationalen Vereinbarungen in den letzten Jahrzehnten gezeigt haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in jüngerer Zeit verstärkt von einem Transformationskonflikt gesprochen wird, hervorgerufen durch „eine Vielzahl von gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Auseinandersetzungen, die durch die ökologische Krise sowie durch Maßnahmen, ihr zu begegnen, ausgelöst, geprägt, hervorgebracht oder dynamisiert werden“ (Prokla 210, Editorial).
Die innergesellschaftlichen Widerstände und nationalstaatlichen Blockaden haben sich insbesondere im Kontext vielfältiger, auch unabhängig von der ökologischen Krise bestehender, gleichwohl miteinander interagierender Krisenphänomene verstärkt. Die Rede von einer Vielfachkrise, multiplen Krise oder Polykrise ist mittlerweile Gemeinplatz.
Das DISS-Kolloquium widmet sich verschiedenen Aspekten des sozial-ökologischen Transformationskonflikts:
◾ Welche Hegemonieprojekte ringen um Deutungs- und Gestaltungsmacht?
◾ Wie steht es um die Realisierungschancen des Projekts eines Grünen Kapitalismus (in seinen verschiedenen Variationen) generell und unter den Bedingungen einer Rechtsverschiebung in Europa und den USA (Trumpismus) sowie einer sich zuspitzenden neuen Blockkonfrontation?
◾ Inwieweit ist die soziale Komponente und Absicherung des Transformationsprozesses bedroht durch die gleichzeitige Priorisierung militärischer Aufrüstung („Zeitenwende“) und wachstumsorientierter Bearbeitung der ökologischen Krise?
◾ Muss nicht aus demokratietheoretischer Sicht ein „radikales Umsteuern“ in der ökologischen Krise die Ausweitung demokratisch geregelter Entscheidungsprozesse bezüglich der Frage, was und wie produziert wird, zur Voraussetzung haben?
Teilnahme & Anmeldung
- Tagungsbeitrag: 50 Euro p.P.
- Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 40 beschränkt. Es wird um Anmeldung bis spätestens zum 14.10.2024 gebeten.
- Einladung und Anmeldeformular findet Ihr hier.
Vorläufiges Programm
9.00 - 9.30 Uhr
Margarete Jäger / Helmut Kellershohn (DISS): Begrüßung und Einführung
9.30 - 10.45 Uhr
Sebastian Friedrich (Hamburg): Rechtsverschiebung? – AfD und die europäische radikale Rechte nach den Wahlen
10.45-12.00 Uhr
Ingar Solty (Berlin): Von „Bidenomics“ zu Trumps libertärem Protektionismus? Die USA in der neuen Blockkonfrontation
12.00-13.30 Mittagspause
13.30-14.45 Uhr
Tino Heim (Leipzig): Grüner Kapitalismus oder was? – Konturen des sozialökologischen Transformationskonflikts
14.45-16.00 Uhr
Ursula Kreft / Hans Uske (Duisburg): Sozialstaat in der Klemme zwischen Sozialmissbrauchsdebatte, Aufrüstung und wachstumsorientierter Transformation
16.00-16.30 Pause
16.30-17.45 Uhr
Ursula Birsl (Marburg): Demonstrationen gegen Rechts: Ja zur Demokratie, aber zu welcher Demokratie? Zur Erneuerung der Demokratie in der sozialökologischen Transformation
17.45-18.00 Pause
18.00-19.00 Abschlussdiskussion
Eine Veranstaltung des Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW
Standort
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen
E-Mail: post@rls-nrw.de
Telefon: 0203 3177392