Herrschaftsstrukturen in den Blick nehmen und verändern!

Warum eine antikapitalistische Orientierung die vielfältigen Unterdrückungsstrukturen in der Gesellschaft nicht unbeachtet lassen kann

Selten werden im deutschsprachigen Raum Kapitalismus, Sexismus, Rassismus und andere Herrschaftsverhältnisse in der Analyse zusammen behandelt . Zu erinnern ist allenfalls an die Debatte in der autonomen und radikalen Linken der frühen 90er Jahre, die unter dem Stichwort Triple Oppression alle drei Unterdrückungsformen in den Blick genommen hat. Die internationale Debatte ( Stuart Hall, Ernesto Laclau und Chantal Mouffe sowie Judith Butler ) ist in den letzten Jahren diesbezüglich schon weiter. Allerdings: Gehören in der heutigen Zeit, in der eine Frau deutsche Bundeskanzlerin und ein Schwarzer US-Präsident werden konnte, patriarchale und rassistische Unterdrückung nicht längst der Vergangenheit an? Offensichtlich nicht, denn Sexismen und Rassismen existieren weiter, strukturelle Ungleichheiten lösen sich nicht einfach auf, einige verstärken sich sogar.  Deutlich ist, dass es auch bei vielen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen nicht nur um Kämpfe auf dem ökonomischen Feld geht, sondern ebenso um rassistische Privilegien und patriarchale Strukturen. Habermann verortet den ideellen Ursprung all dessen  im zentralen Kernelement des liberalen Gedankenguts bei Adam Smith:  in der Vorstellung vom Menschen als eigennützigem und nutzenmaximierenden Wesen, als Homo Oeconomicus.  Dieses Rollenbild des 18. Jahrhunderts  war weiß und männlich und gehörte dem Bürgertum an. Heute ist der Homo Oeconomicus (mit einigen soft skills angereichert) zum Leitbild für alle geworden.  Mit einer ’subjektfundierten Hegemonietheorie’ skizziert Habermann einen Ansatz, der von der Verwobenheit aller Herrschaftsformen ausgeht. -  aufbauend auf Antonio Gramscis Hegemoniebegriff und in Erweiterung durch postmarxistische, postfeministische und postkoloniale Überlegungen. Wesentlich geht es ihr darum, durch eine realitätsnahe  Betrachtung  im Interesse einer emanzipatorischen Theorie und Politik diese bestehende Trennung zu erkennen und zu überwinden. Dr. Friederike Habermann ist Volkswirtin, Historikerin und promovierte mit dieser Arbeit in Politischer Wissenschaft. Sie ist seit den Achtziger Jahren in Sozialen Bewegungen und seit den Neunziger Jahren im globalen Widerstand aktiv. Letzte Veröffentlichung: Der homo oeconomicus und das Andere - Hegemonie, Identität und Emanzipation, Nomos Verlag  Baden Baden, 2008