Vergangenheit, die nicht vergeht

In der Beschönigung und geschichtsphilosophischen Rechtfertigung seiner Taten findet der historische Stalinismus zurzeit eine politisch-theoretische Auferstehung.

In Teilen der deutschen Linken ist es wieder - oder immer noch - en vogue, zu behaupten, "Stalinismus" wäre nichts als ein antikommunistischer Kampfbegriff - ganz so, als wäre nicht ein reales geschichtliches Phänomen das Problem, sondern lediglich seine propagandistische Instrumentalisierung durch die Bourgeoisie. In der Beschönigung und geschichtsphilosophischen Rechtfertigung seiner Taten findet der historische Stalinismus zurzeit eine politisch-theoretische Auferstehung. Dass verdeutlicht Christoph Jünke in seinem Buch "Der lange Schatten des Stalinismus. Sozialismus und Demokratie gestern und heute" (Köln 2007). Am Beispiel neuerer Auseinandersetzungen, vor allem an der jüngsten Debatte um die kurze Demokratiegeschichte von Luciano Canfora, zeigt er die Fallstricke eines unaufgeklärten linken Diskurses auf, der die vorherrschende Demokratiemüdigkeit großer Teile der Gesellschaft für eine ideologische Offensive philo- oder neostalinistischer Positionen nutzt und so die politische und programmatische Erneuerung der Linken nachhaltig blockiert. Christoph Jünke , Jahrgang 1964, lebt und arbeitet als Historiker und Publizist in Bochum. Er ist Autor von Sozialistisches Strandgut. Leo Kofler – Leben und Werk 1907-1995 (Hamburg: VSA-Verlag 2007) und hat Ende 2007 das Buch Der lange Schatten des Stalinismus. Sozialismus und Demokratie gestern und heute (Köln: Neuer ISP-Verlag) veröffentlicht.