Unzweifelhaft sind Gartenstädte eine bedeutende Inspirationsquelle der aus der Großstadtkritik resultierenden Stadtkonzepte – und Hellerau in seinem Dreiklang aus Werkstätten, Festspielhaus und Gartenstadt sowie als erster Sitz (bis 1912) des 1907 gegründeten Deutschen Werkbundes(DWB) ein ein- maliger Ort. Zudem ist Hellerau kein Museum, vielmehr werden die Wohnungen bis heute bewohnt, das Festspielhaus bespielt.
Der deutsche Kunstkritiker Karl Scheffler(1869–1951) würdigte 1914 in seinem Nachruf auf Wolf Dohrn, den früh verstorbenen Mitgründer der Gartenstadt Hellerauals jemanden, der «in Hellerau so etwas wie eine Versuchsstation für soziale Kultur ins Leben rufen» wollte (S. 96). In den Jahren ab 1908 war der Ort ein Zentrum der Lebensreform, Anziehungspunkt für die künstlerischen Avantgarden Deutschlands und Europas und ein Symbol des vielzitierten ‚Aufbruchs in die Moderne‘.
Nun bietet eine deutsch-englische Publikation, entstanden aus einem interdisziplinären Kolloquium im September 2020, neue Aspekte für die Hellerau-Forschung. Diese Tagung wurde vom Förderverein Weltkulturerbe Hellerau e. V.veranstaltet und war Teil der Bemühungen, Hellerau auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbeszu setzen. Der ansprechend gestaltete Band enthält ein Vorwort, dann in drei Kapiteln insgesamt elf Beiträge, einen Schlusstext und eine Auswahlbibliografie.
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Förderverein Weltkulturerbe Hellerau e. V. (Hrsg.): Hellerau. Ort der Moderne. Kontinuitäten und kontroverse Wechselwirkungen. | Site of Modernity. Continuities and Controversial Interactions; Sandstein Verlag, Dresden, August 2022, 320 Seiten, 154 Abb. Hardcover 48,00 Euro