Der Jüdische Almanach versammelt im Auftrag der Leo Baeck InstituteBeiträge zur deutsch-jüdischen Vergangenheit, zum Judentum, zu Politik und Kultur jüdischen Lebens und zum heutigen Israel. Jede Ausgabe des jährlich im Herbst erscheinenden Almanachs enthält um die 20 Beiträge. Die Texte sind oftmals Übersetzungen, vor allem aus dem Hebräischen, aber auch aus anderen Sprachen.
Die Themen sind, auch wenn jeder Almanach einen Oberbegriff hat (2022: Konsens.Dissens; 2023: Umbrüche. Neues und Altes aus der jüdischen Welt) sehr heterogen. So werden Personen von Heinrich Heine über den sozialdemokratischen Politiker Bruno Kreiskybis zur Lyrikerin Gertrud Kolmar(1894-1943) vorgestellt, ebenso der jüdische Komiker Sacha Baron Cohen. Themen der aktuellen (israelischen) Politik werden ebenso behandelt wie solche der Alltagskultur (etwa Autoaufkleber in Israel). Geografisch und zeitlich ist der Bogen ebenfalls weit gespannt, er umfasst, auch wenn der Hauptteil der Beiträge die Gegenwart thematisiert, die letzten 150, wenn nicht 200 Jahre und reicht räumlich unter anderem von der Ukraine über den Iran bis nach Deutschland und Nordamerika.
Wer mehrere Ausgaben des Almanach liest, bekommt einen guten Eindruck von der Vielfalt zeitgenössischen jüdischen Lebens, und auch von den sich darum gruppierenden Kontroversen. Jeder Beitrag kann für sich gelesen werden, es kann also die Lektüre immer wieder neu begonnen und immer wieder etwas neues, spannendes entdeckt werden.
Der Almanach hat einen wichtigen historischen Vorläufer, dieser erschien einmalig 1902 und dann von 1924 bis 1937 mehr oder minder regelmäßig (Digitalisat); die sozusagen neue Folge erscheint seit 1992 im Jüdischen Verlagbei suhrkamp und wird seit 2001 von Gisela Dachsverantwortet. Wer etwas über jüdisches Leben erfahren will, sollte den Almanach lesen.
Jüdischer Almanach; Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin; Ausgabe 2022, 220 Seiten, 23 Euro; Ausgabe 2023, 256 Seiten, 24 Euro