29. Juli 2023 Exkursion Umkämpftes Erinnern: Die alte Zentrale der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“

Zwischen gesellschaftlichem Aufbruch und zivilisatorischem Untergang.

Information

Veranstaltungsort

Ehem. Zentrale der Konsumgenossenschaft "Vorwärts"
Münzstraße 53
42281 Wuppertal

Zeit

29.07.2023, 11:00 - 16:00 Uhr

Themenbereiche

Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Arbeit / Gewerkschaften, Commons / Soziale Infrastruktur, Demokratischer Sozialismus, Gesellschaftstheorie, 90 Jahre 1933

Kosten

Normalpreis: 20,00 €

Zugeordnete Dateien

Umkämpftes Erinnern: Die alte Zentrale der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“
Konsumgenossenschaft Vorwärts ca. 1924

Ziel der Exkursion ist der geschichtsträchtige Gebäudekomplex der ehemaligen sozialdemokratischen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ in Wuppertal-Barmen. Das im einstigen „roten“ Sedansberg-Viertel gelegenen bauliche Ensemble an der Münzstraße wurde nach seiner ursprünglichen Nutzung u. a. als SA-Kaserne und Gefängnis (1933), als SA-Hilfswerk-Stätte (ab 1934), als Wehrmachtskaserne (ab 1936) und bis in die 1990er Jahre wiederholt als Geflüchteten-Unterkunft genutzt.

Wir wollen uns heute mit der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung und der Idee der genossenschaftlichen Selbsthilfe als einem Mittel einer grundlegenden gesellschaftlichen Transformation befassen. In diesem Zusammenhang ist der Sedansberg auch als historisches Muster-Quartier einer kommunalen Wohnreform für Arbeiterfamilien interessant. Der im 19. Jahrhundert fast unbebaute Sedansberg diente als vielfältiges Versuchsgelände für neue Wohnformen und Wohnideale für Arbeiterfamilien. Beteiligt war die Stadt Barmen, Wohnungsgenossenschaften, die Konsumgenossenschaft Vorwärts und bereits ab 1872 die „Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen“. Statt Mietskasernen sollten auch Arbeiterfamilien „Licht, Luft und Sonne“ und ungewohnten Komfort genießen können.

Die ehemalige Genossenschaftszentrale steht aber nicht nur für gesellschaftlichen Fortschritt, sondern als spätere SA-Kaserne auch für den zivilisatorischen Untergang. 

Über die Barmer Topographie des NS-Terrors ist wenig bekannt. Am Kleinen Werth in einem Polizeigebäude saß bis zum Umzug ins neu gebaute Polizeipräsidium in Unterbarmen im September 1939 die Gestapo-Dienststelle Barmen. In unmittelbarer Nähe, über den Innenhof verbunden, war das Polizeigefängnis in der Bachstraße. Das Gefängnis Bachstraße wurde bis zur Befreiung am 15. April 1945 weiter als Polizeigefängnis betrieben. Auch das Gefängnis in der Sedanstaße wurde bis 1945 u.a. für Jugendhaft und für Schutzhaft für jüdische Gefangene nach dem Novemberpogrom 1938 genutzt. Die SA hatte in der Barmer Innenstadt mindestens zwei SA-Heime, in der Scheurenstraße und in der Emil-Rittershaus-Straße (Beckmannshof). Von diesen SA-Heimen organisierte die SA 1933 den Terror gegen die Arbeiter:innenbewegung. Später gingen diese SA-Heime in der SA-Kaserne in der vormalige Genossenschaftszentrale „Vorwärts“ in der Münzstraße auf. Diese wurde 1933 zu diesem Zweck ausgebaut. Die Kellergewölbe dienten schon vor Einrichtung des KZ Kemna als Gefängnis für politische Gefangene. Aus der Münzstraße stammten schließlich auch die ersten Gefangenen für das KZ Kemna Anfang Juli 1933.

Wir wollen in unserem Rundgang an den Widerstand gegen die Machtübertragung an den deutschen Faschismus und an die frühen Opfer der Nazis in Wuppertal erinnern. Diese Erinnerung gewinnt vor dem Hintergrund aktueller geschichtspolitischer und erinnerungskultureller Debatten in Wuppertal um die Einrichtung eines Erinnerungsortes auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Kemna in Wuppertal-Beyenburg besondere Bedeutung.

Rundgang und Gespräche mit:

  • Dr. Salvador Oberhaus, Historiker, Mitglied des Vorstandes des Fördervereins der ehemaligen Konsumgenossenschaft Vorwärts und stellv. Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.
  • Dr. Arno Mersmann, Geograph, stellv. Vorsitzender des Fördervereins der ehemaligen Konsumgenossenschaft Vorwärts.
  • Dr. Stephan Stracke, Historiker mit einem aktuellen Arbeitsschwerpunkt zur Geschichte der SA in Wuppertal.


▸ Anmeldungen sind bis zum 14. Juli 2023 möglich unter info@aul-herford.de

▸ Im Teilnahmebeitrag (20 Euro) ist ein Mittags-Imbiss enthalten.


Treffpunkt: 11 Uhr, Ehem. Zentrale der Konsumgenossenschaft.

Programm:

  • 11:15 Uhr: Rundgang durch das Gebäude-Ensemble
  • 13: 00 Uhr: Mittagspause
  • 14: 00 Uhr: Rundgang über den Sedansberg zur Wohnreform


Eine Veranstaltung von Arbeit und Leben Herford in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0203 3177392