Angesichts globaler Temperaturerhöhungen bei weiter steigenden CO2-Emissionen sind die Ziele des Pariser Klimaabkommens derzeit unerreichbar. Eine Klimakatastrophe ist dabei keine apokalyptische Zukunftsvision mehr. Sie wird in vermehrten Extremwetterereignissen spürbare Gegenwart.
Derweil blockieren zugespitzte geopolitische Konflikte und Verteilungskämpfe die internationale Klimapolitik und bieten Anlässe, nationale Klimaambitionen zu vertagen. Die Bearbeitung anderer Strukturkrisen (der Kapitalakkumulation, der Staatshaushalte, der Lohnarbeit, der Sozialsysteme etc.) läuft weiterhin auf neue Anreize für ein ökologisch destruktives Wachstums hinaus.
Demgegenüber bleibt die ‚Versöhnung‘ von Wachstum, Profitsteigerung und Maximalkonsum mit ökologischer ‚Nachhaltigkeit‘ im ‚grünen Kapitalismus‘ eine Mogelpackung. Denn das ‚grüne Wachstum‘ im Globalen Norden basiert auf der Auslagerung von Ressourcenextraktion und emissionsintensiver Produktion in andere Weltregionen, auf die auch ökologische und soziale Folgelasten abgewälzt werden. Die Vertiefung post- und neokolonialer Ausbeutungsstrukturen heizt dabei global nicht nur die Klimakrise, sondern auch geopolitische Konflikte und den Migrationsdruck weiter an.
Die Klimakrise erweist sich im Scheitern aller Versuche sie in den ‚Griff zu bekommen‘ als ein Knotenpunkt vielschichtige Antagonismen des kapitalistischen Weltsystems. Eine Lösung dieser Krisen scheint innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsform und der entsprechenden Gesellschaftsformation strukturell unmöglich.
Der Vortrag fragt vor diesem Hintergrund, wie die gesellschaftlichen Antagonismen beschaffen sind, die sich in vielfältigen Kriseneskalationen zuspitzen, und warum bisherige Versuche des Krisenmanagements die Krisenursachen verschärft reproduzieren. Welche gesellschaftlichen Transformationen könnten eine andere – bedürfnisorientierte, demokratische, generationengerechte und klimaneutrale – Wirtschaftsform ermöglichen?
Referent:
Tino Heim (Dr. phil.) ist Sozialwissenschaftler mit Arbeitsschwerpunkten in der Kritik der politischen Ökonomie, der kritischen Diskursanalyse, der Ungleichheits-, Konflikt- und Protestforschung sowie in der Kultur- und Geschlechtersoziologie. Zu seinen Publikationen zählen u.a.: «Der Krieg – ›Vater‹ der Klimawende oder Brandbeschleuniger der Klimakatastrophe?» (in: DISS-Journal, Sonderheft 5, Juli 2022, S.38-45, zum PDF) und «Metamorphosen des Kapitals» (transcript Verlag, 2013).
Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg Clubs Dortmund und der Rosa-Luxemburg Stiftung NRW
Standort
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen
E-Mail: post@rls-nrw.de
Telefon: 0203 3177392